Die Schwimmhalle an der Kremmlerstraße ist in die Jahre gekommen. Die restliche Nutzungsdauer ist auf sechs bis acht Jahre beschränkt. Nun stellt sich die Frage: umfassend sanieren oder neu bauen? Für beide Varianten stehen einige Eckpunkte schon fest.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg - Das Hallenbad Sonnenberg ist beliebt bei Familien mit Kindern, Senioren und Hobbyschwimmern. Von Vereinen und Schulen wird es rege genutzt. Doch das Haus an der Kremmlerstraße ist in die Jahre gekommen. Erbaut 1976, ist es inzwischen ein Sorgenkind. Bei einer Routineuntersuchung im Jahr 2013 wurden erhebliche sicherheitsrelevante Mängel an der Dachkonstruktion festgestellt. Die Bäderbetriebe sanierten, so gut es ging. Im Juli 2015 – ein Jahr nach der Wiedereröffnung – wurden bei einem Brand weitere wichtige Deckenbauteile zerstört.

 

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Sanierung oder Neubau?

„Das gesamte Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Die restliche Nutzungsdauer ist auf nur noch sechs bis acht Jahre beschränkt“, ist als Fazit der Bäderbetriebe in einer Gemeinderatsvorlage zu lesen. Der Geschäftsführer Alexander Albrand und der technische Leiter Detlef Szlamma stellten diese am Mittwoch im Bezirksbeirat erstmals öffentlich vor. Die Entscheidung fällen die Mitglieder des gemeinderätlichen Bäderausschusses am 12. November. Dabei geht es zunächst um einen Grundsatzbeschluss, ob das Hallenbad Sonnenberg generalsaniert oder neu gebaut werden soll. Die Bäderbetriebe haben die Vor- und Nachteile beider Varianten in einer Voruntersuchung verglichen.

Wie die Nutzung optimieren?

Beiden Varianten gemein ist, dass die Nutzungsmöglichkeiten optimiert werden sollen. Geplant ist, dass Individualgäste auf der einen Seite und Schulen und Vereine auf der anderen Seite das Bad künftig gleichzeitig nutzen können. Für die Individualgäste sind ein 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen und ein Planschbecken für kleinere Kinder vorgesehen. Für Schulen und Vereine ist ein 25-Meter-Becken mit einem Hubboden und ein kleines Becken fürs Kinderschwimmen geplant. Beide Bereiche werden akustisch voneinander getrennt, wahrscheinlich durch eine Glaswand. Zudem gibt es getrennte Eingänge, Umkleiden und Sanitäranlagen. Das Bad soll ganzjährig an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein. Dieses Konzept verfolgen die Bäderbetriebe auch beim Neubau des Hallenbades in Zuffenhausen. Es ist das Ergebnis der heftigen Diskussionen um Belegungszeiten beider Nutzergruppen im Jahr 2019. Das neue Raumprogramm wäre in Sonnenberg sowohl bei einer Sanierung als auch bei einem Neubau realisierbar. Zudem soll das Hallenbad in beiden Fällen künftig klimaneutral betrieben werden.

Was kosten die Varianten?

Die Kosten beider Varianten liegen mit 37,5 Millionen Euro für die Sanierung und 37,8 Millionen Euro für den Neubau nahezu gleichauf. Die Bäderbetriebe werben für den Neubau, weil dann alle Erfordernisse an das neue Raumprogramm und alle energetischen Vorgaben optimal erfüllt werden könnten. Zudem sei bei einer Sanierung eher mit deutlichen Kostensteigerungen und Bauverzögerungen zu rechnen.

Was passiert während der Bauzeit?

Doch selbst wenn es zu keinen Verzögerungen kommt, hat Sonnenberg für etwa zweieinhalb Jahre kein Hallenbad. Zwar gibt es auf den Fildern mit den Hallenbädern in Plieningen und Vaihingen nahe Alternativen, doch insbesondere für Vereine und Schulen könnte es dennoch schwierig werden. Daher planen die Bäderbetriebe mit einem mobilen Interimsbad. Was nach einem aufblasbaren Kinderplanschbecken klingt, ist in Wirklichkeit ein festes Gebäude mit allem, was man für den Schwimmunterricht braucht. Dieses Interimsbad könnte zunächst beim Neubau des Hallenbades in Zuffenhausen zum Einsatz und später den Menschen auf der Filderebene zugute kommen. In dieser Zeit würde es wohl auf dem Parkplatz des Möhringer Freibads stehen. Ob dieses Interimsbad kommt, ist aber noch ungewiss. Die Bäderbetriebe haben dafür Geld im Doppelhaushalt 2022/2023 beantragt. Das Vorhaben steht aber aktuell noch auf der sogenannten roten Liste, ist also vom Gemeinderat noch nicht bewilligt.

Wie sehen die weiteren Planungen aus?

Apropos Doppelhaushalt 2022/2023, um die Planungen für ein neu zu bauendes oder general zu sanierendes Hallenbad weiter voranzutreiben, beantragen die Bäderbetriebe insgesamt 800 000 Euro an Planungsmitteln. Entsprechende positive Beschlüsse im Gemeinderat vorausgesetzt, könnte ein Realisierungswettbewerb ausgeschrieben und 2023 das Ergebnis vorgestellt werden. Das Ziel ist es, spätestens 2027 den Baubeschluss zu fassen und nach etwa zweieinhalb Jahren Bauzeit das neue Hallenbad zu eröffnen.

Was meinen die Bezirksbeiräte?

Die Bezirksbeiräte hatten einige Nachfragen. Sie wollten unter anderem wissen, ob auch eine Gastronomie oder eine Sauna geplant seien. Das verneinte Alexander Albrand. Es gehe um ein funktionales Bad. Für mehr sei im zulässigen Baufenster kein Platz. Auch gaben die Lokalpolitiker den Bäderbetrieben den Wunsch nach einer Bürgerbeteiligung mit auf den Weg.