Bisher haben nur fünf private Schwimmlehrer in Stuttgart die Genehmigung von den Bäderbetrieben erhalten, in städtischen Hallenbädern zu unterrichten. Sie müssen eine Gebühr für die Nutzung zahlen. Doch nicht die Finanzen sind das Problem, sondern etwas anderes.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg/Vaihingen - Seit fünf Monaten schwelt der Konflikt zwischen den Bäderbetrieben, privaten Schwimmlehrern und aufgebrachten Eltern. Denn im August des vergangenen Jahres waren die privaten Schwimmlehrer aus den städtischen Bädern rausgeworfen worden. „Die Erteilung von professionellem (auch nicht gewerblichem) Schwimmunterricht, Training oder Animation ist nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Betreibers gestattet. Die Einschätzung, ob einer der vorstehenden, genehmigungspflichtigen Sachverhalte vorliegt, trifft der Betreiber“, so die Begründung. Nachzulesen ist das in der Badeordnung. Neu war und ist diese Regelung nicht. Den Passus gibt es bereits seit 1998. Doch im Sommer hatten die Bäderbetriebe ihn etwas modifiziert und vor allem das Personal instruiert, diesen auch durchzusetzen.

 

Seitdem wartet eine Mutter aus Sonnenberg darauf, dass ihre vierjährige Tochter wieder zum Schwimmunterricht darf. Infrage kommen dafür nur Privatstunden, sagt sie. Denn das Mädchen habe bereits vor einem halben Jahr das Seepferdchen gemacht. Weitergehen würde es nun mit einem Bronzekurs. Doch den bieten die Bäderbetriebe erst für Kinder ab sechs Jahren an. Außerdem wolle ihr Kind wieder in ihrer vertrauten Gruppe schwimmen und bei dem Lehrer, den es schon seit eineinhalb Jahren kenne.

21 private Schwimmlehrer haben einen Genehmigung beantragt

Die Bäderbetrieb haben nie ausgeschlossen, dass Privatlehrer in städtischen Einrichtungen unterrichten. Jedoch braucht es dafür einen Vertrag, und Drittnutzer müssen Gebühren zahlen. Seit dem Sommer haben 21 Privatlehrer bei den Bäderbetrieben eine Genehmigung beantragt. „Mit fünf privaten Schwimmlehrern konnten wir bereits einen Vertrag abschließen. Vier private Schwimmlehrer haben von sich aus ihren Antrag zurückgezogen, und bei allen anderen warten wir entweder auf eine Bestätigung unseres Vertragsangebots oder befinden uns noch in der Abstimmung“, sagt Jens Böhm, der bei den Bäderbetrieben für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Die Nutzungsgebühr für private Lehrer betrage 32,20 Euro pro 25-Meter-Bahn für 45 Minuten. Zusätzlich Eintritt müssten die jeweiligen Lehrer und die Teilnehmer der Kurse dann nicht mehr zahlen.

Das Problem sind aber die Zeiten. Der Lehrer des vierjährigen Mädchens in Sonnenberg könnte in Vaihingen zum Beispiel samstags von 18 bis 23 Uhr und sonntags von 8 bis 23 Uhr unterrichten. Die Prüfung weiterer Zeiten für Vaihingen sei noch nicht abgeschlossen, teilen die Bäderbetriebe mit. Auch für das Hallenbad in Sonnenberg kann der städtische Eigenbetrieb noch keine Zeiten nennen. Es entstehe der Eindruck, dass die Angelegenheit bewusst liegen gelassen werde, argwöhnt die Mutter aus dem Stadtteil.

Wann private Kurse möglich sind, hängt von vielen Komponenten ab

In welchen städtischen Bädern zu welchen Zeiten Privatlehrer Schwimmkurse anbieten dürfen, werde immer im Einzelfall entschieden, erklärt Jens Böhm und ergänzt: „Es dürfen generell keine zwei Schwimmkurse gleichzeitig stattfinden, und es hängt auch von der Auslastung des Bads während des öffentlichen Badebetriebs ab, ob ein privater Schwimmkurs möglich ist oder nicht.“ Wichtig sei den Bäderbetrieben, das Angebot für den Individualgast nicht zu reduzieren.

Darüber hinaus verweist Böhm auf die städtische Initiative Schwimmfit. Mitte Januar beginnen etwa 80 neue Kurse. Deren Niveau reicht von der Wassergewöhnung bis hin zum Bronzekurs. Private Schwimmlehrer und Schwimmschulen würden auch innerhalb dieses Programms Zeiten anfragen, sagt Böhm. Es sei durchaus möglich, dass Schwimmfit so noch weiter ausgeweitet werden könne, es dann also noch mehr Kurse gebe. Im Übrigen sei geplant, alle privaten Schwimmkurse über das Programm zu koordinieren.

Der Mutter aus Sonnenberg und ihrer Tochter ist damit aber nicht geholfen. Denn auch die Bronzekurse im Rahmen der Initiative Schwimmfit sind erst für Kinder von sechs Jahren an.