Die Messechefs haben dem Aufsichtsrat ein selbst in Auftrag gegebenes Gutachten präsentiert. Demnach kann der Wegfall von rund 800 Parkplätzen bei einem Hallenneubau aus dem Bestand kompensiert werden.

Leinfelden-Echterdingen - Im vergangenen Jahr sind die Messegeschäftsführer Ulrich Kromer und Roland Bleinroth in einem StZ-Interview vorgeprescht und haben ihre Pläne für einen weiteren Ausbau der Ausstellungswelt konkretisiert. Am Mittwoch nun haben sie dem Aufsichtsrat der Messegesellschaft ein Verkehrsgutachten präsentiert, das ihre Argumente für den Bau einer weiteren Halle auf dem Messeareal stützt. Die Expertise besagt nach StZ-Informationen, dass die dafür rund 800 entfallenden Parkplätze weitgehend durch vorhandene Kapazitäten kompensiert werden können. An einen Neubau von Park- oder Tiefgaragen sei vorerst nicht gedacht. Zudem rechnet die Messe auch durch die geplante Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 mit einer Entlastung der Straßen.

 

Entstehen soll die zusätzliche Halle auf der Südseite des Messeareals. Kromer hatte das maximale Erweiterungspotenzial der Messe ursprünglich auf 35 000 Quadratmeter beziffert, die neue Halle soll aber nun erst einmal 17 000 Quadratmeter Fläche umfassen. Damit würde die Landesmesse auf insgesamt 122 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zulegen. Kosten soll der Neubau rund 50 Millionen Euro – Geld, das aus dem Etat der Messegesellschaft kommen soll. Kromer hatte stets betont, die Investition müsse „aus eigener Kraft gestemmt werden“. Dies sei auch mit den Gesellschaftern, der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg, abgestimmt.

Hohe Pachtzahlungen lassen wenig Spielraum für Rücklagen

Wie und in welchem Zeitraum die Messe die Investitionskosten erwirtschaften will, bleibt allerdings auch nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung offen. Zwar hat die Ausstellungswelt im vergangenen Jahr einen Gewinn von 14 Millionen Euro vor Steuern eingefahren, zugleich aber muss sie jährlich Pachtzahlungen in Millionenhöhe an die Projektgesellschaft Neue Messe überweisen, die 2005 eigens für den Bau der neuen Messe am Flughafen gegründet worden war. Geld kostet auch die Instandhaltung der Messeinfrastruktur.

Ein Beispiel: im Jahr 2011 – einem der traditionell aufgrund des Turnus vieler Fachmessen schwächeren Geschäftsjahr, wies die Messe zwar einen Jahresüberschuss von mehr als vier Millionen Euro aus, der Jahresfehlbetrag in der Gewinn- und Verlustrechnung belief sich aber insgesamt auf knapp 19 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Gesellschaft wenig Spielraum hat, Rücklagen zu bilden. Nicht zuletzt deswegen sei in der Sitzung des Aufsichtsrats auch kein Datum für einen Baubeginn genannt worden, berichten Sitzungsteilnehmer. Stadtrat Ulrich Endress, der für die Gemeinderatsfraktion der CDU dem Gremium angehört, sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung: „Die Zeitschiene hängt natürlich von der Beratung der Gremien der Gesellschafter ab.“ Noch sei allerdings nichts entscheiden, es habe sich lediglich um einen ersten Zwischenbericht gehandelt. Das Gutachten zur Verkehrssituation soll nun konkretisiert und dann im Mai den Gesellschaftern vorgelegt werden. Auch eine Umweltexpertise könnte noch nötig werden.

Stadt und Land signalisieren Zustimmung zur Erweiterung

Schon kurz nach der Bekanntgabe der Erweiterungspläne durch Kromer und Bleinroth haben die Gesellschafter ihre prinzipielle Zustimmung signalisiert. Sowohl das Land, konkret die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP im Landtag, als auch die Stadt Stuttgart hatten den Vorstoß der Geschäftsführer begrüßt. Der damalige Stuttgarter OB Wolfgang Schuster hatte sich ja bekanntlich bereits bei der Eröffnung der Fildermesse 2007 für einen baldigen Ausbau ausgesprochen.

Und auch die Wirtschaft hat die Ausbaupläne umgehend begrüßt, obwohl von den vom früheren Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK), Hans Peter Stihl, in Aussicht gestellten 40 Millionen Euro aus der Vergabe von Namensrechten für die Hallen bisher nur rund 33 Millionen eingegangen sind. Auf den fehlenden sieben Millionen sind die Gesellschafter bisher sitzen geblieben. Ob für die neue Halle ein Sponsor gefunden wird, bleibt abzuwarten.