Dass der TV Nellingen seinen Rückzug aus der Bundesliga erst nach der Hallenentscheidung erklärt hat, riecht schon sehr nach Taktiererei.

Ostfildern - Die Entscheidung ist nachvollziehbar, der Zeitpunkt ihrer Verkündung ganz und gar nicht. Dass der TV Nellingen finanziell nicht mehr in der Lage ist, eine weitere Spielzeit in der Ersten Handball-Bundesliga der Frauen zu stemmen, ist der zuständigen Nellinger Handball GmbH sicherlich nicht erst vor ein paar Tagen klar geworden. Der finanzielle Engpass bestand sicherlich schon vor der Entscheidung für einen Hallenneubau.

 

Da drängt sich der Verdacht regelrecht auf, der Rückzug in die dritte Liga sei bewusst erst nach der Gemeinderatssitzung am 27. Februar publik gemacht worden, um eine Entscheidung für eine große Hallenlösung nicht zu gefährden. Es ist wohl der bevorstehenden Kommunalwahl zu verdanken, dass die Empörung in den Gemeinderatsfraktionen nicht größer ausfällt – wer will es sich schon mit dem größten Verein in der Stadt verscherzen.

Zwar stehen die Räte nach wie vor mehrheitlich hinter ihrer Entscheidung für eine Halle mit 750 Zuschauer-Sitzplätzen. Doch die wäre wohl knapper ausgefallen und die Räte hätten möglicherweise nicht noch zusätzlich 200 Stehplätze gebilligt.

Dass die Stadt Ostfildern für ihre Vereine und Schulen eine Halle in dieser Größenordnung benötigt, steht außer Frage und hängt nicht davon ab, ob die Frauenmannschaft im Handball-Oberhaus antritt oder nicht. Diese Erkenntnis hat sich zuletzt auch bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung durchgesetzt, die sich zunächst für eine kleinere, weil günstigere Hallenvariante ausgesprochen hatten. Jedoch erklärt der Rathauschef Christof Bolay auf Anfrage, er habe bis heute vom Verein keinen „offiziellen Hinweis“ auf einen Rückzug aus der Bundesliga erhalten. Der TV Nellingen hat bei der Verwaltung viel Vertrauen verspielt.