Der Kabarettist und Schauspieler erklärt im Interview, warum er Jan Böhmermann folgt und ein Spottlied über den türkischen Staatspräsidenten singt.

Stuttgart - Herr Hallervorden, was hat Sie bewogen, Herrn Erdogan ein Lied zu widmen?

 

Hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen wollte ich mich solidarisch zeigen mit dem Kollegen Jan Böhmermann, der jetzt angegriffen wird. Zum anderen geht es mir um das hohe Gut der Meinungsfreiheit, dass wir zum Glück haben und dass ich für mich als besonders wichtig empfinde. Wenn ich eine politische Meinung habe, möchte ich die auch äußern können in kabarettistischer Form. So wie es sich für einen Mann gehört, der seit 50 Jahren Kabarett und Satire betreibt.

Hat Sie das riesige Echo überrascht, auf das Sie mit Ihrem Lied gestoßen sind?
Nein, ich veröffentliche ja regelmäßig Lieder, für die es viel Zuspruch gibt. Allerdings gebe ich zu, dass ich mit dem Erdogan-Lied auch auf meiner Facebook-Seite etwas mehr Zustimmung erhalten habe als sonst.
Haben sie vorab juristischen Rat eingeholt, um Probleme, wie Böhmermann sie nun hat, zu vermeiden?
Nein, wenn ich meine Meinung sagen will, dann tue ich das. So habe ich es zuletzt auch beim VW-Skandal gehalten und bei den Panama-Papieren. Wenn mir etwas einfällt, was man nicht als Handzettel verteilen kann, dann bringe ich es heraus, etwa in Form eines Liedes. Allerdings werde ich wohl in naher Zukunft erst mal nicht in die Türkei reisen.
Darf Satire alles, gibt es keinerlei Geschmacksgrenzen?
Zunächst einmal gilt, dass man das Publikum auf keinen Fall langweilen darf. Das ist ganz klar. Ich finde, man muss Satire mit eigenen Geschmacksgrenzen versehen. Man kann sehr wohl seine Meinung äußern und damit auch sehr stark gegen den Strom schwimmen. Ich persönlich würde Beleidigungen dabei jedoch vermeiden.