Bauers Mutter hat ihre Wurzeln in Trinidad und Tobago, ein Teil der Familie lebt in den USA. „Dort ist Halloween schon seit den 50er Jahren Teil der Populärkultur. In Stuttgart war die Clubszene im Jahr 2000 noch nicht so ausdifferenziert“, so Bauer. Da hatte der kulturell aktive Bauer-Clan die Idee, eine Motto-Party mit Livemusik zu veranstalten. Robin Bauers Rock-’n’-Roll-Halloween, eine der ersten Halloween-Partys Stuttgarts, fand im Limelight statt, einem Club am Olgaeck, der längst das Zeitliche gesegnet hat. Nach Zwischenstationen im    Schlesinger, im Landespavillon und im Zwölfzehn findet die Party 2013 erstmals im Goldmark’s am Charlottenplatz statt.

 

Politisches Gruselkabinett

Ein Gespräch mit Robin Bauer gleicht einer popkulturellen Standortbestimmung Stuttgarts. Der 41-Jährige ist ein aufmerksamer Beobachter der hiesigen Subkultur. Bauer vermisst in Sachen Vielfalt zwei Institutionen ganz besonders: den Landespavillon und die Röhre: „Nicht nur aus der Sicht des Gastes fehlen beide Läden, auch aus Konzertveranstalterperspektive klafft eine Lücke. Es gibt in der Innenstadt keinen Club mehr, den ich logistisch vernünftig mit einem Nightliner erreiche.“ Die Politik verhalte sich in dieser Frage wie ein Gruselkabinett an Halloween. „Besonders von den Grünen bin ich immer noch enttäuscht, dass sie sich nicht stärker gegen die voreilige Schließung beider Institutionen gewehrt haben.“

Der Halloween-Veteran ist bis heute Teil der S-21-Protest-Bewegung. Bei seinem Rock-’n’-Roll-Halloween geht es aber angenehm politisch inkorrekt zu. Die Deko besteht aus Kürbissen, die Bauers Neffen und Nichten aushöhlen, diversen Skeletten – und einem Sarg. „Der nette Herr, der den SWR-Fundus in Endersbach verwaltet, hat gesagt, dass den vor uns noch keiner haben wollte“, so Bauer. Die erste Party vor dem Halloween-Hype muss eben extra-gruselig sein. Auf die Schminke kommt es an. Wenn sich Thorsten Schwämmle verwandelt, seine Augen mit schwarzer Farbe betont, das Gesicht weiß grundiert und das Totenkopfgebiss aufträgt, verwendet er Fettschminke. „An der perlt der Schweiß einfach ab“, erzählt der 33-Jährige. Es wäre fatal, wenn ihm morgen Abend der Schweiß in die Farbe in die Augen rinnen würde – dann steht Thorsten Schwämmle als Sänger der Band Los Skeleteros in den Wagenhallen auf der Bühne – die Mariachi-Punker sind Teil einer Kultparty, die seit drei Jahren Stuttgart erobert und immer mehr Fans gewinnt: Viele Stuttgarter feiern in der Nacht auf den 1. November den „Dia de los Muertos“ – das mexikanische Totenfest.