Kurz vor dem Start des Hamburger Fischmarkts soll die traditionsreiche Partnerschaft zwischen Stuttgart und der Hansestadt gekittet werden. Grund für das Zerwürfnis waren Platzgebühren, die plötzlich erhoben wurden.

Stuttgart/Hamburg - Der überraschende Bruch der traditionsreichen Partnerschaft zwischen Stuttgart und Hamburg samt des jährlichen Austauschs von Weindorf und Fischmarkt soll gekittet werden. „Das ist gelebte Städtepartnerschaft“, sagte der Geschäftsführer der WAGS Hamburg Events GmbH, Wilfried Thal, am Dienstag in Stuttgart. Es dürfe nicht sein, dass diese Tradition zu Ende gehe.

 

Die Stuttgarter hatten das Weindorf für dieses Jahr in Hamburg abgesagt, weil sie nach 30 Jahren erstmals Platzgebühren zahlen sollten. Über Jahrzehnte standen beide Feste quasi kostenlos auf zentralen Plätzen der jeweils anderen Stadt.

Gespräche auf höchster Ebene

Der Fischmarkt, der von Donnerstag an auf dem Karlsplatz in Stuttgart gastiert, zahlt jetzt ebenfalls erstmals knapp 28 000 Euro Platzmiete für elf Tage. Von den Veranstaltern des Weindorfs verlangt die Hansestadt seit diesem Jahr 120 000 Euro für die 17-tägige Veranstaltung direkt vor dem Rathaus. „Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagte Thal. Auch der Fischmarkt sei ein Verlierer der Aktion aus dem Hamburger Rathaus – schließlich gehe es hier auch um Freundschaft, die es zu respektieren gelte. Es gebe aber Gespräche auf höchster Ebene, um „das wieder auf die Reihe zu bekommen“.

Die Gebühr werde auf die Betreiber der 47 Stände um Käse-Tommi und Aale-Dieter umgelegt. Dass Lachs und Krabben teurer seien, habe damit nichts zu tun, versicherte Fischmarkt-Original Klaus Moritz. Alle acht bis zwölf Jahre seien die Krabben knapp und damit teurer - warum, wisse niemand so recht. Im Einkauf lägen sie um 130 Prozent über dem Vorjahr. „Wir werden auch wieder günstiger.“

Die Enttäuschung über die Absage des Stuttgarter Weinfests in Hamburg für 2016 sitzt auch bei den Organisatoren des Fischmarkts tief. Man schätze sich gegenseitig, eben weil beide Feste authentisch seien. Die Originale hätten aber auch ihren Preis, sagte Thal. Nur ein Aale-Dieter bringe eben die echte Atmosphäre vom Fischmarkt nach Stuttgart, und nur ein echter Wengerter mit Trollinger sorge in Hamburg für die originale Weindorf-Gemütlichkeit.

Weindorf-Lauben standen bisher kostenlos in Hamburg

Seit 30 Jahren bringen die Stuttgarter einmal im Jahr den Hamburgern ihren Wein näher und die Hamburger den Stuttgartern ihren Fisch. Der Fischmarkt durfte für umsonst elf Tage lang auf dem Karlsplatz neben dem Schloss stehen. Und das Weindorf durfte seine Lauben elf Tage umsonst auf dem Rathausmarkt in Hamburg aufschlagen. Für die zusätzlichen sechs Tage des 17-tägigen Weindorfs stellte die Hansestadt bisher 46 000 Euro in Rechnung. Doch jetzt sollen plötzlich insgesamt rund 125 000 Euro bezahlt werden - woraufhin die Stuttgarter ihr Weindorf absagten - zumindest für 2016.

Zwar gebe es die angesprochenen Gespräche, sagte Pro-Stuttgart-Geschäftsführer Axel Grau. „Aber diese Summe können wir uns auf keinen Fall leisten.“ Eine Verkürzung des Weindorfs schließt er jedoch aus: Da sei das Weindorf mit seinen festen Holzbuden und lauschigen Lauben mit dem Fischmarkt nicht zu vergleichen.