Wie schlagen sich der TVB Stuttgart, Frisch Auf Göppingen, der HBW Balingen-Weilstetten und die Rhein-Neckar Löwen in der am 1. Oktober beginnenden Saison der Handball-Bundesliga? Wir nehmen die Clubs unter die Lupe.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Am 1. Oktober startet die Handball-Bundesliga mit vier Spielen in die neue Saison. Wir beleuchten die vier Clubs im Land und geben eine Prognose ab.

 

TVB Stuttgart Jürgen Schweikardt fühlte sich in seiner Haltung bestätigt: „Man hat gesehen, dass wir deutlich weiter und stabiler sind, als zum vergleichbaren Zeitpunkt im Vorjahr“, sagte der Trainer nach dem Testspiel-Doppelpack bei der MT Melsungen (27:29) und bei den Eulen Ludwigshafen (24:18). Vor der vergangenen Saison war es zum großen Umbruch gekommen, zudem hatte das Verletzungspech zugeschlagen. Inzwischen haben sich die ausländischen Neuzugänge in der Liga akklimatisiert, die Integration im Team ist vollzogen. Diesmal kamen in Jerome Müller und Viggo Kristjannsson nur zwei neue Feldspieler hinzu. Die beiden spielstarken, quirligen Linkshänder werden den Angriff bereichern, in dem nur Spielmacher Max Häfner (Schulterprobleme) Sorgen bereitet. In der Deckung muss Organisator Manuel Späth ersetzt werden. Dafür bekam Lebensversicherung Johannes Bitter in Primoz Prost einen international erfahrenen Keeper an seine Seite. Los geht’s am 4. Oktober (16 Uhr) bei den Rhein-Neckar Löwen. Seine drei Heimspiele im kommenden Monat gegen TuSEM Essen (7. Oktober), den TBV Lemgo (18. Oktober) und den SC DHfK Leipzig (29. Oktober) plant der TVB vor jeweils 1200 Zuschauerin in der Porsche-Arena auszutragen. „Die Entscheidung bedeutet für uns einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Normalität im Ligaalltag“, sagt Schweikardt.

Prognose Der TVB wird mit dem Abstieg nichts zu tun bekommen. Platz zehn bis zwölf ist für das eingespielte Team möglich.

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Frisch Auf Göppingen Die Vorbereitung war und ist geprägt von vielen Verletzten und Testspiel-Niederlagen gegen die Ligarivalen HBW Balingen-Weilstetten (25:27), TVB Stuttgart (28:30) und Eulen Ludwigshfen (27:29). Vor allem der neue Spielmacher Janus Samarason musste wegen einer Entzündung in der Schulter zuletzt pausieren. Auf dem spielstarken isländischen Nationalspieler mit den vielen Wurfvarianten ruhen im Angriff die größten Hoffnungen. Positiv ist die Rückkehr von Rückraumass Sebastian Heymann nach monatelanger Verletzungspause (Knie-Operationen). Der 22-Jährige wird nicht nur dringend für die einfachen Tore aus dem Rückraum benötigt, sondern auch im Abwehr-Innenblock. Gerade in der der Deckung – in der Ivan Sliskovic (zum FC Porto) im Zentrum eine tragende Rolle spielte – besteht noch sehr viel Luft nach oben. Da Frisch Auf im Positionsangriff oft ausrechenbar war, muss das von Trainer Hartmut Mayerhoffer geforderte Tempospiel funktionieren. Am besten schon zum Auftakt am 6. Oktober (19 Uhr) vor geplanten 1120 Zuschauern in der EWS-Arena gegen den HBW Balingen-Weilstetten.

Prognose Nur wenn alle Spieler fit sind und ein starker Start gelingt, ist mit dem dünnen Kader ein Platz zwischen sechs und acht möglich. Realistischer ist ein Mittelplatz jenseits von Gut und Böse.

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HBW Balingen-Weilstetten Wenn es nach der Leistung und den Ergebnissen der Vorbereitung geht, dann ist die Mannschaft von Trainer Jens Bürkle die neue Nummer eins in Württemberg. Gegen Frisch Auf und den TVB gelangen Siege. „Wir können auf eine gewachsene Mannschaft bauen, die sich teilweise schon seit der C- und B-Jugend kennt“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Strobel. In seinem Bruder Martin (Karriereende) verlieren die Gallier von der Alb allerdings einen ganz zentralen Spieler – nicht nur als Taktgeber auf dem Feld, auch außerhalb. Lukas Saueressig, Jona Schoch (zuletzt Rückenprobleme) und Neuzugang Björn Zintel teilen sich die Aufgaben als Spielmacher. Sprungwunder James Scott (24), Neuzugang vom HBC Nantes, könnte im Rückraum nicht nur Akzente setzen, sondern auch zu einem Farbtupfer in der Liga werden.

Prognose Der HBW wird die Aufsteiger HSC Coburg 2000 und TuSEM Essen sowie die HSG Nordhorn und die Eulen Ludwigshafen auf alle Fälle hinter sich lassen. Bleibt das Team von Verletzungen verschont, liegt aber auch ein Platzierung im unteren Mittelfeld drin.

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Rhein-Neckar Löwen Nach der Erfolgsära Nikolaj Jacobsen (deutscher Meister 2016 und 2017) lief unter seinem Nachfolger Kristjan Andresson wenig zusammen. Der neue Trainer Martin Schwalb sorgte nicht nur für einen Stimmungsumschwung, er bringt auch taktisch neue Varianten ins Spiel der Löwen. So kommt Linksaußen Uwe Gensheimer auch als Spielmacher zum Einsatz, in der Abwehr wird neuerdings auch offensiver gedeckt. In Mait Patrail, Albin Lagergren und vor allem Lukas Nilsson kamen hochkarätige Verstärkungen für den Rückraum.

Prognose Der THW Kiel steht über allem. Doch hinter dem Topfavoriten und der SG Flensburg-Handewitt muss zumindest Platz drei herausspringen. Schwächeln die beiden Riesen aus dem Norden, können die Löwen auch ins Titelrennen eingreifen.