Handball-Bundesligist TVB Stuttgart hat im Sommer einen großen Umbruch vollzogen. Der braucht Zeit, zumal das Verletzungspech erneut zugeschlagen hat.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die erste Situation war heikel. Der Schwede Adam Lönn ist schon in der Anfangsminute der Partie gegen GWD Minden tückisch ausgerutscht, am Ende konnte der TVB Stuttgart beim 24:24 in der Handball-Bundesliga zumindest einen Punkt ergattern. Den ersten in der Saison nach drei Spielen. Klingt bescheiden, ist es letztendlich auch. nachdem die Gegner Erlangen und Leipzig in der vergangenen Saison eher im unteren Tableau angesiedelt waren. „Wenn wir gewonnen hätten, wären wir im Soll“, sagt Trainer Jürgen Schweikardt, der im Sommer einen großen Umbruch mit sechs Neuen eingeleitet hat, was für Stuttgarter Verhältnisse schon einer kleinen Revolution gleichkam. Schweikardts Erkenntnis vom Sonntag: „Die Zuschauer haben ein Gespür für unsere Situation.“ Kleinere Brötchen backen, die Integration ist nicht abgeschlossen, was sich in (zu) vielen technischen Fehlern niederschlägt. Immerhin trafen die Neuzugänge: Adam Lönn und Elvar Asgeirsson, aber auch Kreisläufer Zarko Peshevski überzeugten mit 14 Toren, Patrick Ziekers (5 Treffer) Qualität steht sowieso außer Frage.

 

Die Konkurrenz punktet

Doch die Konkurrenz schläft nicht, und das macht das Leben für den TVB schwierig. Denn potenzielle Abstiegskandidaten wie die Eulen Ludwigshafen haben schon zwei, Aufsteiger HBW Balingen – nach dem überraschenden Kantersieg gegen Melsungen – sogar schon vier Punkte. „Es ist uns bewusst, dass wir am Ende 20 Punkte brauchen und extrem schwierige Wochen vor uns haben“, so Schweikardt.

Denn die Aufgaben werden nicht einfacher: Am Wochenende geht es zu den Füchsen nach Berlin, dann kommen die noch unbesiegten Hannoveraner, und Ende September steht das Derby bei Frisch Auf Göppingen an. Dazwischen liegt noch das DHB-Pokalspiel gegen den HC Erlangen.

Und das alles weiter ohne Dominik Weiß und Rudolf Faluvegi, die noch einmal drei Wochen ausfallen werden, weshalb die Personallage prekär ist, nachdem auch Linkshänder David Schmidt bisher kein Spiel gemacht hat. Der Verein hätte zwar Luft für einen weiteren Neuzugang, „aber das macht aktuell noch keinen Sinn“, sagt Schweikardt. Was tun, wenn etwa Torwartlegende „Jogi“ Bitter einmal länger verletzt ausfallen würde?

Immerhin saß gegen Minden ein weiteres Eigengewächs auf der Bank: Fynn Nicolaus, 16 Jahre. Bei einem Einsatz wäre er der jüngste aktuelle Bundesliga-Spieler geworden und hätte den derzeit verletzten Teamkollegen Louis Foege (17) abgelöst. Zumindest die Zukunft gehört dem TVB, auch wenn die Gegenwart zählt.