Die deutschen Handballer sind mit einem 24:19 gegen Island in die Hauptrunde bei der Heim-WM gestartet. Das Halbfinale rückt immer näher. Am Montag geht’s gegen Kroatien – und Bundestrainer Christian Prokop erwartet einen heißen Tanz.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Köln - Gänsehaut-Atmosphäre in Köln: Vor 19 250 Zuschauern in der Lanxess-Arena bezwingen die deutschen Handballer Island. Bundestrainer Christian Prokop ist sich sicher: Müde werden seine Jungs nicht.

 

Herr Prokop, sie wirken sehr emotional nach diesem Spiel. Wie würden Sie Ihre Gefühlswelt beschreiben?

Wenn man von privaten Glücksmomenten absieht, ist das beruflich die schönste Zeit in unserem Leben. Das ist für uns alle eine Wahnsinns-Geschichte. Wir haben eine weitere Welle an Euphorie von Berlin nach Köln schwappen lassen. Wenn man dieses schwarz-rot-goldene Fahnenmeer sieht und man spürt wie man von den Rängen gepuscht wird, dann gibt das uns allen Energie.

Wie wichtig waren diese zwei Punkte gegen die Isländer mit Blick auf das Spiel am Montag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Kroatien?

Sie waren extrem wichtig. Die Botschaft lautete, dass wir uns nur auf das Spiel gegen Island konzentrieren. Vorher zu denken, das schaffen wir schon gegen dieses kleine Land, und dann kommen die richtigen Spiele, dieser Schuss wäre nach hinten losgegangen. Aber die Mannschaft hat das ganz geduldig und souverän geschafft.

Wie beurteilen Sie die Leistung des sechsfachen Torschützen Steffen Fäth? Geht eine Medaille nur über ihn, wie DHB-Vizepräsident Bob Hanning suggeriert hat?

Eine Medaille geht nur über die gesamte Mannschaft. Wer das nicht begriffen hat, kennt sich im deutschen Handball schlecht aus. Wir haben eine ganz tolle Breite in dieser Mannschaft. Wir haben immer wieder Spieler, die für den anderen einspringen. Bei Steffen ist es heute fantastisch gelaufen. Martin Strobel und Paul Drux haben ihn aber auch super in Szene gesetzt, so dass er in gute Schusspositionen kam. Da war dann ein Tor schöner, als das andere.

Besteht die Gefahr, dass Ihre Spieler müde werden? Machen Sie sich diesbezüglich Sorgen?

Wir sind hier bei unserer Heim-WM top versorgt, haben einen tollen Komfort und die Zuschauer puschen uns. Das Thema Belastung ist bei uns ganz, ganz weit weg. Wir haben einen breiten Kader, ich mache mir gar keine Sorgen.

Warum haben Sie Kai Häfner für Franz Semper nachnominiert?

Ein Aspekt war, dass Kai viel positive Energie mitbringt, schon Erfahrung gesammelt hat bei großen Turnieren – mit den Zuschauern und den Gegnern. Aber ich bleibe dabei: Franz Semper gehört die Zukunft.

Was erwarten Sie von Spiel gegen Kroatien am Montag?

Das wird ein extrem emotionales, heißes Spiel. Die Kroaten sind eine Mannschaft mit ganz viel Herz, die beide Abwehrsysteme sehr gut beherrschen und in Sego einen sehr guten Torhüter dahinter haben. Sie haben Spieler von Weltklasseformat wie Duvnjak, Cindric, Stepancic oder Karacic. Sie drücken dem Spiel ihren Stempel auf. Wir müssen uns in Topform präsentieren.

Werden Sie das Spiel der Kroaten am Sonntag (18 Uhr) gegen Brasilien in der Halle anschauen?

Da die Zeit sehr knapp ist, ist es wichtig, den freien Tag so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Wahrscheinlich werde ich im Hotel bleiben und das Spiel aufgezeichnet anschauen.