Zwei Schweizer Spielerinnen vom Zweitligisten HSC Kreuzlingen absolvieren in Leonberg Athletik- und Wurftraining sowie eine Taktik-Einheit und nehmen viele Anregungen mit nach Hause. Ein Gegenbesuch ist angedacht.

Leonberg - In Württemberg ist die SG Leonberg/Eltingen ein eher kleineres Rädchen im großen Verbandsgetriebe. Sportlich gesehen spielt die Musik in Göppingen, Bietigheim, Bittenfeld, Kornwestheim oder Herrenberg. Die Anerkennung ihrer Arbeit ist den SG-Machern dennoch gewiss. Und das inzwischen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus.

 

In erster Linie Athletikkonzept und Vorstellungen zur Persönlichkeitsentwicklung werden nun zum Exportartikel. Erster Abnehmer ist die Schweiz, und hier genauer der HSC Kreuzlingen – ein Verein, dessen Männer- und Frauenteam in der Nationalliga B, der zweithöchsten Spielklasse des Landes, um Punkte kämpft.

Mit Selina Weidmann und Kira Klein waren zwei Spielerinnen der Eidgenossen zu Gast in Leonberg, um hier ein Trainingswochenende zu absolvieren. Versorgt wurden sie mit einem Rundum-Programm. Den Anfang machten Athletiktrainer Martin Franz und Shenia Minevskaja (deutsche Nationalspielerin vom Bundesligisten TuS Metzingen). Bei der SG selbst waren bislang die A-Jugendlichen einmal wöchentlich in den Genuss der Übungen mit Langhantel oder Theraband gekommen. Vom 1. Februar an wird Franz im weiblichen Bereich Einheiten von A- bis D-Jugend leiten. Stefan Schuster, weiblicher Jugendkoordinator und sportlicher Leiter bei den Männern der SG: „Die Spielerinnen bekommen so eine gute physische Ausbildung, um möglichst lange den schönen Sport Handball betreiben zu können.“

Eine Wurf-Einheit mit Marielle Bohm, Trainerin beim TuS Metzingen, Taktik-Schulung mit dem SG-Männertrainer Frank Ziehfreund, Besuch eines Spiels der Frauen-Bundesliga sowie ein Kettlebell (Kugelhantel)-Training mit der Physiotherapeutin Birgit Halsband komplettierten das Programm. Stefan Schuster ist klar, dass in Leonberg das (Handball-)Rad nicht neu erfunden wird. Auch in der Schweiz bedient man sich neuester Trainingsmethoden. „In Sachen Spielphilosophie können wir denen bestimmt nichts beibringen. Aber vielleicht nehmen sie etwas mit, das für sie auch interessant ist“ (Schuster). Der Besuch soll keine Eintagsfliege bleiben. Nachhaltigkeit haben sich die Macher bei der SG Leonberg/Eltingen auf die Fahnen geschrieben. Alle zehn bis zwölf Wochen, so schwebt es Schuster vor, sollen die Schweizerinnen nach Leonberg kommen. Im April will der 36-Jährige, der vor 20 Jahren als Torhüter zur SG gekommen ist, einen Gegenbesuch abstatten und das Athletikkonzept vorstellen.

Stefan Schuster hat zudem seit September des vergangenen Jahres ein Patronat für Selina Weidmann übernommen. Er unterstützt die 18-Jährige mit 250 Euro im Jahr. Das Geld fließt in den Etat des Frauenteams. Um neben den Männern auch eine weitere Mannschaft in der Nationalliga B finanzieren zu können, hatte der Schweizer Verein dieses Modell ausgeschrieben. Wie der Leonberger ausgerechnet auf die Rückraumspielerin gekommen ist? Schuster: „Als der HSC Kreuzlingen 2012 mit seiner A-Jugend beim Opel Epple-Cup bei uns zu Gast war, war sie die erste, die aus dem Bus gestiegen ist. Meistens sind es ja die Führungsspielerinnen, die zuerst rauskommen. Und es hat sich herausgestellt, dass sie sowohl sportlich als auch menschlich ganz vorne dran ist.“