Die Mehrheit der Spielerinnen haben dem Verein für die kommende Saison eine Absage erteilt: Der SV Leonberg/Eltingen meldet daher die erste Frauen-Mannschaft ab. Neuer Trainer der Zweiten in der Landesliga ist Nicky van der Vliet.

Leonberg - Die Stimmung nach dem letzten Saisonspiel zu Hause gegen den TSV Nordheim war bereits vielsagend. Die Handball-Frauen des SV Leonberg/Eltingen hatten Mitte April im Abstiegskampf 26:27 gegen den TSV Nordheim zwar verloren, doch nach einigen Minuten des Bangens stand fest: der Klassenerhalt in der Württembergliga war dennoch perfekt. Die Gegner hatten für den SV gespielt. Freude kam in der Sporthalle des Sportzentrums trotzdem keine auf. Nicht so richtig bei den Spielerinnen, auch nicht bei den Verantwortlichen. „Ich kann noch nicht viel dazu sagen, ich muss das Ganze erst einmal sacken lassen, dann können wir schauen, wie es mit der Mannschaft weitergeht“, meinte zu diesem Zeitpunkt ein nachdenklicher Abteilungsleiter Ralf Heimerdinger. In der Zwischenzeit steht fest: In der kommenden Saison wird es keine Frauen-Mannschaft mehr in der Württembergliga geben.

 

Die Abteilung hat das Team abgemeldet. Die Arbeit mit Trainer Sebastian Krüger – der zunächst zur Winterpause als Co-Trainer auf der Bank gesessen und nach der Entlassung von Birute Schaich die Mannschaft interimsweise betreut hatte – wurde ebenfalls beendet. Noch im Januar hatten sie sich in einem „angenehmen und kurzen Gespräch“ (Heimerdinger) auf eine Verlängerung des Vertrages geeinigt. Ab sofort ist die Zweite in der Landesliga, Staffel 1, die nach einem schwierigen Saisonstart schließlich noch auf dem sechsten Platz landete, die Nummer eins bei den SV-Frauen. „Das war kein leichter Schritt, aber in dieser Situation der richtige“, sagt Ralf Heimerdinger.

Denn nach der Saison hatte sich das bisherige Team bei zahlreichen Absagen so gut wie von selbst aufgelöst. Julika Schneider und Sophie Straub kehren nach ihrem Gastspiel in Leonberg zu ihrem Heimatverein HSG Kochertürn/Stein zurück. Sophie Kübler geht nach Möglingen, Sophie Pelz und Torhüterin Maike Rother wechseln zur HSG Strohgäu, Louisa Steiner nach Schmiden. Johanna Helms will erst einmal eine Handball-Pause einlegen, Josefine Khelfi hat dem SV Leonberg/Eltingen ebenfalls abgesagt. „Mit den wenigen verbleibenden Spielerinnen können wir kein Team in der Württembergliga melden“, sagt Heimerdinger. Mit den Spielerinnen der Zweiten hatte die Abteilungsleitung Gespräche über die weitere Zukunft geführt. Das Ergebnis: Sie wollen in der Landesliga bleiben. „Das ist auch eine vernünftige Entscheidung, in der Württembergliga würden sie vermutlich nicht mithalten können“, sagt der Abteilungsleiter.

Nachdem Tobias Müller, Trainer der SV-Herren in der Württembergliga, in Zusammenarbeit mit Markus Gehrke das Team in einer schwierigen Phase interimsweise übernommen hatte, feierte er mit ihnen vorzeitig den Klassenerhalt. In der kommenden Runde übernimmt der Rutesheimer Nicky van der Vliet das Ruder. „Mit ihm war ich schon zu einem früheren Zeitpunkt im Gespräch, jetzt hat es geklappt“, so Heimerdinger, der hofft, dass der Frauen-Handball beim SV Leonberg/Eltingen endlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen wird.

Die Frauen des SV Leonberg/Eltingen haben turbulente Jahre in der Württembergliga hinter sich, die von wenig Konstanz geprägt waren. Neben zahlreichen personellen Wechseln gaben sich auch einige Trainer die Klinke in die Hand, nachdem das häufig ausgesprochene Saisonziel, vorne mitzuspielen, nicht wie gewünscht erreicht werden konnte. Das Trainer-Gespann Vlado Polic/Sonja Schober musste Ende 2014 gehen. Dafür kam Rainer Havenith, von dem sich die Abteilung im Mai 2017 überraschend trennte. Ihm folgte Damir Lebovic, der von sich aus bereits im Dezember 2017 ging und ein lukrativeres Angebot in Altensteig annahm. Große Hoffnung setzte der SV Leonberg/Eltingen in die ehemalige Bundesliga-Spielerin Birute Schaich, die im Januar 2018 mit ihrer Arbeit begann und bereits nach der ersten Saisonhälfte im Dezember 2018 gehen musste. Für sie kam diese Entscheidung der Abteilung völlig überraschend. Doch die Mehrheit der Mannschaft wollte nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten. Die Abteilungsleitung sah sich gezwungen zu handeln.

Mit dem neuen Landesliga-Trainer Nicky van der Vliet soll wieder mehr Stabilität in das Team kommen. Zuletzt hatte Ralf Heimerdinger bei den Frauen der Württembergliga die Bindung zur Abteilung vermisst – auch abseits der Sporthalle, wenn es beispielsweise um gemeinsame Projekte geht, damit Geld in die Kasse kommt. „Wenn viele von außerhalb kommen, ist das mit dem Zusammenhalt nicht so einfach“, sagt Ralf Heimerdinger. Auch das soll wieder anders werden, indem die Spielerinnen vorwiegend aus den eigenen Reihen – und im besten Fall aus der eigenen Jugend – zum Zuge kommen.