Patrick Zieker hat mit seinem Wechsel zum TVB Stuttgart alles richtig gemacht. Hier wurde er zum A-Nationalspieler und freut sich bei der EM nun auf den Neustart gegen Weißrussland. „Wir sind wahnsinnig heiß“, sagt der Linksaußen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Wien - Erst stand Rückraumspieler Julius Kühn im offiziellen Teil der Pressekonferenz Rede Antwort, dann kamen zum Medientermin des Deutschen Handballbundes (DHB) im Teamhotel Hilton Garden Inn Vienna South drei weitere Spieler dazu. Einer davon war Patrick Zieker. „Es macht riesig Spaß, ich genieße die Zeit hier ungemein“, sagt der EM-Neuling beim lockeren Plausch am Stehtisch einen Tag vor dem EM-Hautrundenspiel am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) gegen Weißrussland. Zieker strahlt Zuversicht aus: „Es geht bei null los, wir sind alle wahnsinnig heiß.“

 

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Der Linksaußen vom TVB Stuttgart gewann mit den Junioren des DHB 2011 die U-21-Weltmeisterschaft, als Jüngster im Kader, gemeinsam mit Spielern wie Steffen Fäth, Christian Dissinger und seinem heutigen Nationalmannschaftskollegen Hendrik Pekeler. Wolfgang Sommerfeld, der damalige Co-Trainer von Junioren-Bundestrainer Martin Heuberber, schwärmte schon vor neun Jahren über den damals 17-Jährigen: „Patrick ist unwahrscheinlich schnell, stressresistent und mit unglaublich vielen Wurfvarianten ausgestattet. Er wird früher oder später für Furore sorgen.“

Überraschende Nominierung

Fast ein Jahrzehnt später spielt Zieker sein erstes großes Turnier bei den Aktiven. Warum es so lange gedauert hat? Er habe keine gute U-21-WM 2013 gespielt, sagt er selbstkritisch, außerdem sei die Konkurrenz auf Linksaußen in Deutschland traditionell groß. Beim TBV Lemgo stand er anfangs im Schatten des Ex-Bittenfelders Jens Bechtloff. „Ich habe nicht mehr mit einer Nominierung gerechnet“, gibt der 26-Jährige offen zu. Doch er setzte sich in der Gunst von Bundestrainer Christian Prokop gegen Matthias Musche vom SC Magdeburg und im Endspurt auch gegen Marcel Schiller (Frisch Auf Göppingen) durch.

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Alles richtig gemacht hat er also mit seinem Wechsel im vergangenen Sommer aus Lemgo zum TVB Stuttgart. Nach sieben Jahren in Ostwestfalen zog es den gebürtigen Ludwigsburger wieder zurück in die schwäbische Heimat. Er stammt wie seine Frau Hannah aus Steinheim im Bottwartal, gemeinsam haben sie Söhnchen Theo (acht Monate). „Das Gesamtpaket Stuttgart hat einfach gestimmt“, sagt er.

Zimmerkollege Bitter

Jetzt muss es nur noch in der Nationalmannschaft klappen. Viel tauscht er sich mit seinen Stuttgarter Vereinskollegen David Schmidt und vor allem Johannes Bitter aus, mit er bei dieser EM das Zimmer teilt. In den bisherigen drei Spielen erzielte Zieker zwei Tore. Er bekam wenig Bälle, was seine lediglich drei Wurfversuche dokumentieren. Im Auftaktspiel gegen die Niederlande spielte er nach der Roten Karte für Gensheimer 44 Minuten lang, gegen Spanien kam er fast die komplette zweite Halbzeit zum Einsatz, gegen Lettland saß er dann auf der Bank. „Dass ich gleich zum Auftakt so viel spielen konnte, war natürlich toll für mich“, sagt er, „wenn ich gebraucht werde, gebe ich alles, was ich habe.“ Auch in der Abwehr, wo er auch auf der Halbposition decken kann.

„Wir wissen alle, dass wir mehr können“, sagt Zieker zum Schluss des Medientermins im Wiener Süden. Gelegenheit, das auf dem Handballfeld zu zeigen, gibt es bei dieser EM mindestens noch viermal.