Unsere Mitarbeiterin Marlene Feller ist nicht nur dabei, sondern mittendrin: Die 18-Jährige ist mit der SG Leonberg/Eltingen II in die Landesliga aufgestiegen und schildert die Minuten in dem alles entscheidenden Spiel gegen den SV Magstadt.

Leonberg - Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich das Spielfeld betrete. Es sind jetzt nur noch einige wenige Sekunden, bis zum Anpfiff, aber die kommen mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Alles vergeht in Zeitlupe. Ich drehe mich um und blicke noch einmal auf die randvolle Tribüne des Leonberger Sportzentrums. Die lauten Schläge der Trommeln und das Klatschen der Zuschauer, die an diesem Abend zusammengekommen sind, breiten sich in der ganzen Halle aus.

 

Die Spannung ist kaum noch auszuhalten. Jetzt geht es um Alles oder Nichts. Der Aufstieg in die Landesliga ist zum Greifen nahe. Wir allein haben es in der Hand, die Meisterschaft in der Bezirksliga für uns zu entscheiden. Aber dafür muss ein Sieg her. Nur mit zwei Punkten können wir uns gegen unseren Tabellenkonkurrenten, die TSG Reutlingen, im direkten Vergleich durchsetzen.

Unser heutiger Gegner ist der SV Magstadt. Auf dem siebten Tabellenplatz ist der Klassenerhalt für die Gäste bereits unter Dach und Fach. Trotzdem werden sie heute alles geben, um uns den Aufstieg so schwer wie möglich zu machen. Schließlich ist das ein richtiges Lokalderby.

Training, Schweiß und Emotionen

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Es ist soweit: Wir kommen zur letzten Ansprache zusammen. Ich blicke in angespannte, aber hoch motivierte und entschlossene Gesichter meiner Mitspielerinnen. Jede einzelne von uns will heute gewinnen – koste es, was es wolle. Zu viel hartes Training, Schweiß und Emotionen haben wir bereits in die Saison gesteckt, um jetzt aufzugeben.

Plötzlich ist alles leise. Nur die schrille Pfeife des Schiedsrichters erklingt: Anpfiff.

Das erste Tor für uns fällt, dicht gefolgt vom zweiten Treffer. Es steht 2:0 für uns. Die Halle bebt voller Emotionen, und auch die gesamte Mannschaft lässt sich von der enormen Stimmung mitreißen. Jetzt heißt es bloß nicht nachlassen und die Führung weiter ausbauen.

„Spiele gewinnst du im Angriff, aber Meisterschaften kannst du nur in der Abwehr gewinnen.“ Der Satz unserer Co-Trainerin Larissa Wagner bleibt uns das gesamte Spiel über im Kopf. Unsere Abwehr steht wie ein Bollwerk, und auch unsere Torfrau fischt einen Ball nach dem anderen.

Drei-Tore-Führung zur Pause

Mit einer 12:9-Führung geht es dann in die Halbzeit. Zeit zum Durchatmen und Nachdenken. Die Stimmung in der Kabine ist angespannt: Mit einer Führung von drei Toren ist noch nichts gewonnen. Am Anfang der zweiten Halbzeit beginnt alles wieder bei Null. Aber wir werden alles daran setzen, das Ding für uns zu entscheiden.

Mein Herz pocht wie verrückt, als ich aus der Kabine komme, aber ich weiß, dass ich unsere Zuschauer im Rücken und meine Mannschaft an meiner Seite habe.

Die zweite Halbzeit dieses Spiels, sie gehört dann einzig und allein uns. Wir feuern einen Ball nach dem anderen ins gegnerische Tor und lassen unseren Gegnerinnen kaum noch Chancen auf Treffer. 40. Minute: Es steht 20:8 für uns. Langsam aber sicher wird mir klar, dass Magstadt das Spiel nicht mehr drehen wird. Das lang ersehnte Ziel – die Meisterschaft – wird immer greifbarer. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis unser Traum in Erfüllung geht.

60. Minute: Abpfiff. Das Spiel ist aus. Mit einer mehr als deutlichen Führung von 26:14 Toren sind wir Bezirksmeister der Saison 2016/2017 und direkter Aufsteiger in die Landesliga. Als dann „We are the Champions“, die Meisterhymne von Queen, aus den Lautsprechern der Halle ertönt und ich mit Tränen in den Augen, Arm in Arm gemeinsam mit meinen Mitspielerinnen auf die Tribüne schaue, weiß ich ganz genau: Dafür spiele ich Handball.