Der Handball-Drittligist HV Kickers plant die Zukunft und kehrt dem Neckarpark nach dieser Saison voraussichtlich den Rücken.  

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Für das jüngste Spiel im württembergischen Pokal gegen den VfL Pfullingen (39:35) ist der Handball-Drittligist HV Stuttgarter Kickers in die Möhringer Rembrandthalle umgezogen. Das war womöglich ein Vorgriff auf die Zukunft. Denn nach StZ-Informationen wird der Club die Scharrena im Neckarpark, in der er am Sonntag (17 Uhr) die SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen empfängt, nach nur einer Runde wieder verlassen.

 

Wie aus Vereinskreisen verlautet, ist nur das Ziel noch offen - ob der HV Kickers zumindest für den Großteil seiner Partien in die Sillenbucher Sporthalle zurückkehrt oder nach Möhringen übersiedelt, wo es eine große Handballtradition gibt. "Das ist ein Gerücht, das kann ich ganz klar dementieren", sagt der Stuttgarter Präsident Jürgen Hollenbach. "Wir sind aber in der Diskussion um wirtschaftliche Lösungen."

In dieser Hinsicht macht ein Verbleib in Bad Cannstatt wenig Sinn, fernab der Wurzeln auf Stuttgarts Höhen. Nach Vereinsangaben weist der HV Kickers einen Durchschnitt von rund 300 Zuschauern pro Heimpartie auf, mit einem Spitzenwert von gut 500 Besuchern. "In der Scharrena müssen wir schon auf 800 bis 1000 kommen für die Fixkosten", sagt Jürgen Hollenbach - und liefert damit das beste Argument für einen Umzug. Denn solche Zahlen sind zurzeit höchstens bei dem noch ausstehenden Duell mit dem benachbarten TSV Neuhausen/Filder zu erreichen.

HV Kickers mit professionelleren Strukturen

Zudem bekommt der HV Kickers in der nächsten Runde Konkurrenz in der Scharrena von einem anderen Handballclub: Der Zweitligist TV Bittenfeld hat im Dezember seinen Wechsel dorthin bekanntgegeben. "Wir waren als Hauptnutzer schon überrascht, dass wir im Vorfeld nicht darüber informiert wurden", gibt Hollenbach zu. "Ob der TV Bittenfeld da spielt oder nicht, ist für uns aber nicht entscheidend."

Der große, langfristige Plan des Präsidenten sieht nach wie vor einen Aufstieg über die zweite in die erste Liga vor. Dafür investiert Jürgen Hollenbach seit 14 Jahren viel Zeit - und Geld. Doch beides soll weniger werden und der HV Kickers professionellere Strukturen bekommen mit neuen Verantwortungsträgern sowie anderen Hauptgeldgebern: "Das ist die Ausrichtung- wir haben auch aufgrund der Übernahme des SV Möhringen inzwischen so viele Mannschaften, dass ich das nicht mehr alleine machen kann."

Der Spielkader für die neue Runde nimmt dabei immer mehr Konturen an. Die Verträge des Trainers Mike Wolz und von Leistungsträgern wie Sebastian Seitner und Dennis Saur gelten noch über die laufende Saison hinaus. Die Verpflichtung des Spielmachers Alexander Heib (TV Bittenfeld) steht ebenfalls bereits fest. Zudem will Hollenbach, der sich selbst um die Personalplanungen kümmert, in den nächsten Tagen zwei weitere Zugänge präsentieren.

Finanzielle Probleme und eine engagierte Mannschaft

"Wir sind insgesamt relativ weit", sagt der Vereinschef. "Drei, vier Verträge, die auslaufen, wollen und werden wir nicht verlängern." Dazu zählen die Kontrakte von Matthias Briem und Michael Hackius. "Wir wollen uns Richtung zweite Liga weiterentwickeln. Sie können berufsbedingt die Standards dafür nicht weiter leisten." Bereits in der Weihnachtspause wechselte Sebastian Sauerland zum TSV Weinsberg in die Baden-Württemberg-Oberliga. Dafür hat jetzt der A-Jugendliche Felix Kohnle vom TSV Bartenbach, der Neffe des Stuttgarter Trainers Mike Wolz, ein Doppelspielrecht für den HV Kickers erhalten.

Jürgen Hollenbachs Vorgabe für diese Saison war mindestens Platz acht in der Endabrechnung. Dort rangiert die SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen (22:16 Punkte), von der die Kickers als Tabellen-13. mit 17:23 Zählern in der 16er-Liga augenblicklich punktemäßig ähnlich weit entfernt sind wie von den drei Abstiegsplätzen. "Ich gehe davon aus, dass wir das Ziel noch erreichen", sagt Jürgen Hollenbach.

Gerüchte, wonach der HV Kickers finanzielle Probleme hat und das Team einmal kurz vor einem Boykott stand, lassen sich nicht erhärten. Die Spieler bekommen ihr Geld dem Vernehmen nach immer, wenn auch manchmal nicht ganz pünktlich. "Das lasse ich einfach mal so stehen. Ich habe keine klagenden Spieler, alle trainieren, alle spielen - die Mannschaft ist bisher noch immer angetreten", sagt Jürgen Hollenbach und plant die Zukunft, die wohl außerhalb der Scharrena liegen wird.