Der Handball-Sport hat turbulente Tage hinter und vor sich. Nicht nur wegen des Supercups am 19. August in der Stuttgarter Porsche-Arena.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Frank Bohmann hatte schon leichte Schweißperlen auf der Stirn. Nicht nur wegen der Sonne auf dem Panoramadach des Stuttgarter Rathauses. Nebenan in einem Konferenzsaal warf der momentan gestresste Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) am Freitag bereits einen Blick auf die nächste Saison, obwohl die alte noch gar nicht abgeschlossen ist – und mit ihr diverse Baustellen.

 

Der Supercup steht am 19. August auf dem Programm mit seiner Premiere in der Stuttgarter Porsche-Arena, die mit ihren 6000 Plätzen nach Möglichkeit ausverkauft sein soll beim Duell zwischen Meister (THW Kiel) und Pokalsieger (Füchse Berlin). „Das wird mit Sicherheit kein Freundschaftsspiel“, betont Klaus Elwardt, Kiels zum Monatsende scheidender Geschäftsführer. Womit bereits eines der brisanten Themen dieser Tage angesprochen ist, die garantieren, dass es der Handball 2014 mit keinem Sommerloch zu tun bekommt.

Der Fall Thorsten Storm sorgt in Kiel für Entrüstung

Denn nur zwei Tage nach Elwardts Rücktrittsankündigung wurde bekannt, dass Thorsten Storm, der Manager des Rivalen Rhein-Neckar Löwen, der im Herzschlagfinale der Bundesliga nur hauchdünn aufgrund der Tordifferenz unterlegen war, just nach Kiel zurück wechselt, wo er einst sieben Jahre lang Marketingchef war.

Ausgerechnet Storm also: der hatte Kiel im Prozess um das Champions-League-Finale 2007 die Manipulationsvorwürfe überhaupt erst ins Rollen gebracht. Die Fans im Norden jedenfalls sorgten im Fall Storm für einen Sturm der Entrüstung, auch wenn der Kieler Aufsichtsratschef Klaus-Hinrich Vater sagt: „Er hat sich als Manager bei den Löwen und in Flensburg ein hohes Renommee erarbeitet und ist unser absoluter Wunschkandidat.“

Der HSV Hamburg will das Schiedsgericht anrufen

Offiziell soll der 49-Jährige erst 2015 wechseln, weil er solange noch einen Vertrag bei den Löwen besitzt. Doch vieles deutet bereits auf einen Wechsel im Sommer hin. „Ansonsten gibt es sicher einen Plan B“, sagte Erwaldt gestern in Stuttgart.

Den hat der HSV Hamburg schon ausgespielt, ohne Erfolg. Der Champions-League-Sieger 2013 bekam auch im zweiten Anlauf keine Lizenz – will nun aber das Schiedsgericht anrufen. „Offiziell ist das noch nicht geschehen“, sagte Bohmann, „aber die Ankündigung steht.“ Sollte dieses Gnadengesuch scheitern, würde der HBW Balingen (der den Vertrag mit Kapitän Wolfgang Strobel verlängert hat) als Drittletzter in der Klasse verbleiben. Bis spätestens 30. Juni soll eine Entscheidung gefallen sein, auch wenn diese Hängepartie „undankbar“ (Bohmann) für den HBW sei. Wobei vor allem eines gegen den HSV spricht: Die Verantwortlichen haben die Sorge, dass Hamburg mitten in der Saison aufgeben muss. Deshalb: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild

Dieses Szenario treibt auch die Nationalmannschaft um, mit der die HBL nicht nur indirekt zu tun hat. Der DHB-Vizepräsident Leistungsport, Bob Hanning, wird vor der WM-Qualifikation gegen Polen jedenfalls nicht müde zu erklären: „Es geht um alles.“ Für den deutschen Handball. Ganz so weit will Bohmann zwar nicht gehen, wenn er sagt: „Man kann gegen Polen auch verlieren, dann wird trotzdem weiter Handball gespielt.“

Dennoch ist inzwischen allen Beteiligten klar, dass die Nationalmannschaft als Aushängeschild der Anker dieser Sportart in Deutschland ist. So gesehen steht die Mannschaft heute (16.45 Uhr/ARD) in Danzig im Play-off-Hinspiel unter Druck. Dessen sind sich die Spieler bewusst: „Wir als Nationalmannschaft sind in der Pflicht. Wir sind das Zugpferd für Sponsoren“, sagt zum Beispiel Göppingens Michael Kraus.

Noch schlimmer als ein WM-Aus wäre für Bohmann das damit möglicherweise verbundene erneute Verpassen der Olympischen Spiele. „So gesehen würde uns ein Erfolg gegen Polen schon sehr weiterhelfen“, gibt der Funktionär zu. Mehr noch: „Ich werde am Samstag schweißgebadet vor dem Fernseher sitzen.“ Und das nicht nur, weil über Pfingsten hochsommerliche Temperaturen angesagt sind.

Supercup
Karten für den Supercup am 19. August (20.15 Uhr) in der Stuttgarter Porsche-Arena zwischen dem Meister Kiel und dem Pokalsieger Berlin können über easyticket und eventim bestellt werden. Die Preise betragen zwischen 10 und 15 Euro.