Spätestens am Dienstag dürfte es offiziell sein: Die Handball-Bundesliga steht vor dem endgültigen Saisonabbruch, will aber Meisterschaft, Europapokalplätze und Aufstiege über eine Quotientenregelung vergeben.

Stuttgart - och ist nichts offiziell. Aber mehr und mehr deutet sich unter den Verantwortlichen in der ersten und zweiten Handball-Bundesliga die für den Saisonabbruch benötigte Zweidrittel-Mehrheit an. Bis Dienstag soll die endgültige Entscheidung der 36 Clubs vorliegen. Wenngleich Berlins Geschäftsführer und DHB-Vizepräsident Bob Hanning weiter hofft, die Saison an einem neutralen Ort in sehr kurzer Zeit zu Ende zu spielen.

 

Flensburg-Boss plädiert für Saison-Ende

Am Sonntag sagte Dierk Schmäschke, Geschäftsführer des amtierenden Deutschen Meisters SG Flensburg-Handewitt: „Unter den derzeitigen Umständen ist eine Fortsetzung der Saison nicht möglich.“ Ob in Kiel, Flensburg, Balingen oder Stuttgart: Wie Schmäschke denken viele der Top-Funktionäre. „Jeder, der sich intensiv damit beschäftigt, merkt, dass irgendwo auch die Fantasie dafür fehlt, wie die Saison noch fortgesetzt werden soll“, findet Balingens Geschäftsführer Wolfgang Strobel. Und Gerd Hofele, Geschäftsführer von Frisch Auf Göppingen, sagte : „Wir denken in alle Richtungen, aber ein Abbruchszenario rückt näher.“

So würde die Quotientenregel funktionieren

Im Falle eines Abbruchs wird das Präsidium der Handball Bundesliga (HBL) im zweiten Schritt laut HBL-Boss Uwe Schwenker „sehr zeitnah“ über die Wertung informieren. Als Favorit gilt die Quotientenregelung (Punkte geteilt durch Spiele, multipliziert mit 100), die vom Deutschen Handballbund (DHB) empfohlen wird und die bis in die untersten Spielklassen angewendet wurde. Auf Absteiger würde gänzlich verzichtet, Aufsteiger soll es geben und die Ligen entsprechend aufgestockt werden.

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Lediglich geringfügige Verschiebungen würden sich mit der Quotienten-Regelung in der Bundesliga-Tabelle ergeben. So würden aber beispielsweise die Rhein-Neckar Löwen an den Füchsen Berlin auf Rang fünf vorbeiziehen. Meister wäre erstmals seit 2015 wieder der THW Kiel, der aktuell vier Minuspunkte weniger aufweist als der Tabellenzweite aus Flensburg. „Wir machen keinen Aufstand und werden nicht großartig lamentieren oder etwas infrage stellen“, garantierte Schmäschke am Sonntag. „Natürlich hätte im Endspurt noch Vieles passieren können, aber wir sind zum jetzigen Zeitpunkt unumstößlich Zweiter. Das ist Fakt“, so der SG-Geschäftsführer Schmäschke.

Da die Handball-Clubs nur in geringem Maße von Fernsehgeldern abhängig sind, ist der finanzielle Unterschied zwischen Platz acht und Platz elf nicht so gravierend wie beispielsweise im Fußball, wo zwischen den einzelnen Endplatzierungen auch mal mehrere Millionen Euro an TV-Prämien liegen können.

Auch Strobel würde die von den Clubchefs bereits diskutierte Quotientenregelung nicht ablehnen: „Egal, welche Lösung gewählt wird, es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Aber die Quotientenregelung ist von allen unfairen Lösungen wahrscheinlich noch die fairste“, sagte der Balinger.

Noch ein Jahr 2. Bundesliga für die SG BBM Bietigheim

In der zweiten Bundesliga würde der letztjährige Bundesliga-Absteiger SG BBM Bietigheim in die Röhre schauen. Die Mannschaft von Cheftrainer Hannes Jon Jonsson liegt zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz und müsste sich auch im Falle der Quotientenregelung auf Rang drei hinter dem HSC Coburg und Tusem Essen einreihen.

Was im Handball noch in der Schwebe ist, wurde im Volleyball beschlossen. Der Deutsche Volleyball-Verband brach die Saison in allen Ligen ab und beschloss, die Quotientenregelung (Punkte geteilt durch Spiele) für die Saisonwertung heranzuziehen. Im Vergleich zum Handball soll es im Volleyball außer in der ersten und zweiten Bundesliga aber Absteiger in fast allen Ligen geben.