Die Handball-Saison startet am Dienstagabend traditionell mit dem Supercup. Doch das Spiel zwischen Kiel und Flensburg in München steht unter keinem guten Stern. Es musste aus Sicherheitsgründen von der Olympiahalle ins Eissportzentrum verlegt werden.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Dass der Supercup erstmals seit seiner Premiere in München 2005 am Dienstagabend (20.15 Uhr / Sport 1) im Eissportzentrum ausgetragen wird, könnte mach einer angesichts der Temperaturen auf den ersten Blick als genialen Schachzug der Organisatoren deuten. Dabei haben die Verantwortlichen der Handball-Bundesliga (HBL) trotz Hochsommer eher Schüttelfrost bekommen, als sie mehr oder weniger zufällig davon erfuhren, dass die Hauptspielstätte Olympiahalle mit ihren 10 000 Plätzen wegen eines Schadens an der Dachkonstruktion nicht zur Verfügung steht. „Anfang August kam die Hiobsbotschaft“, sagt der HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. „Die Art und Weise der Mitteilung in Form eines Serienbriefes hat uns schon verblüfft.“

 

Doch Sicherheit geht vor. Und nachdem eine Absage oder Verschiebung seitens der HBL verworfen wurde, fiel die Wahl auf die benachbarte Eissporthalle – Handball on Ice gewissermaßen. Damit heute keiner der Besucher aufs Glatteis geführt wird, musste zunächst für die bereits verkauften 6000 Karten ein Rückgaberecht eingeräumt oder ein beträchtlicher Teil des Kaufpreises erstattet werden, da in der neuen Spielstätte nur 2000 (statt 10 000) Sitzplätze vorhanden sind. Das ist nicht nur ein logistischer Kraftakt, sondern auch ein Verlustgeschäft für die HBL. „Man muss kein Finanzexperte sein, um zu erkennen, dass der Supercup 2012 kein positiver Ergebnis erzielen wird“, sagt Frank Bohmann.

Flensburg-Handewitt gegen Kiel

Zumindest nicht in wirtschaftlicher Sicht. Sportlich kann sich die Paarung dagegen sehen lassen. Die SG Flensburg-Handewitt in ihrer Rolle als Pokalfinalist trifft auf den THW Kiel, das Nonplusultra der Vorsaison. 34 Spiele ohne Niederlage, 68 Punkte – mehr geht nicht. Der Pokalsieg war Zugabe, der Champions-League-Titel das berühmte i-Tüpfelchen obendrauf.

Bei allem Respekt vor der Leistung des THW spricht das wiederum nicht für die Ausgeglichenheit Liga als solche. Vermeintliche Konkurrenten wie der Titelverteidiger HSV Hamburg oder die Rhein-Neckar Löwen hatten Probleme – auch im Umfeld, was nicht förderlich für den Sport war. So ist bei den Kurpfälzern ausgerechnet der Däne Jesper Nielsen ausgestiegen, der nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender, sondern auch Geldgeber war, und als solcher bis 2015 eigentlich noch zwölf Millionen Euro beisteuern wollte, was aber Makulatur ist, weshalb die Löwen ihrerseits den Etat um zwei Millionen reduzierten.

Die Titeljagd lässt sich wiederholen

Nachdem Nielsens jüngstes Lieblingskind AG Kopenhagen das Geschäftsjahr mit sechs Millionen Euro Verlust abschloss und inzwischen in Insolvenz ging, sind kurzfristig noch einige interessante Spieler auf den Markt gekommen. „Vielleicht ist der eine oder andere mit erträglichem Gehalt dabei“, sagt Kiel Geschäftsführer Klaus Elwardt und schließt somit nicht gänzlich aus, dass neben den vier etatmäßigen Neuzugängen – Sigurdsson und Hansen (beide bereits aus Kopenhagen), Vujin (Vesprem) sowie Wienczek (Gummersbach) – noch eine weitere Verstärkung dazu stößt.

Diese Weltauswahl ist derzeit so etwas wie das einzige Handicap des Tripel-Gewinners. Denn obwohl Deutschland bei Olympia fehlte, waren gleich sieben Mann der Zebras in London im Einsatz, weshalb der Trainer Alfred Gislason klagt: „Wir hatten eigentlich keine Vorbereitung.“ Die soll nach dem Bundesligaauftakt am Wochenende gegen Gummersbach bei der folgenden Club-WM in Doha/Katar (von 27. August bis 1. September) folgen. „Das wird unser Trainingslager.“ Der Isländer gibt zu: „Natürlich wollen wir weiter alles gewinnen.“ Auch wenn Geschäftsführer Klaus Elwardt betont: „So etwas lässt sich nicht so schnell wiederholen.“

Die Siegesserie als solche vielleicht nicht, die Titeljagd schon, der Auftakt soll bereits heute gemacht werden. Nach der Partie will sich die HBL auch zur Zukunft des Wettbewerbs äußern. Frank Bohmann: „Dann werden wir sehen, wie es im nächsten Jahr weitergeht.“ Der Vertrag mit der Betreibergesellschaft in München läuft jedenfalls aus, so dass die Karten neu gemischt werden. Apropos Karten: nach dem ganzen Tohuwabohu gab es zuletzt noch 300 Restkarten an der Tageskasse für sieben Euro – zumindest ein Schnäppchenpreis als Folge des Umzugs in die Eissporthalle. Auch dort verspricht Kiels Kapitän Marcus Ahlm: „Wir sind heiß.“