Bob Hanning, der Manager der Füchse Berlin, will die Handball-Saison zu Ende spielen – fraglich ist, ob er dieses Vorhaben durchsetzen kann.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Bob Hanning ist immer für eine Überraschung gut. Das gilt für den umtriebigen Handball-Manager nicht nur bei der Nationalmannschaft, bei der er als DHB-Vizepräsident für die sportlichen Belange zuständig ist, sondern auch als Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin. Und in dieser Funktion hat der 52-Jährige in einer Schaltkonferenz aller Handball-Bundesligisten (HBL) am Donnerstag seine Kollegen wieder einmal mit einem „Geheimplan“ verblüfft, der eine Fortsetzung der aktuell unterbrochenen Saison doch noch ermöglichen soll.

 

Nachdem in den vergangenen Wochen eigentlich (fast) alles schon für einen Saisonabbruch gesprochen hatte, sagt Hanning nun: „Ich persönlich bin ein Freund des Weiterspielens und sehe Möglichkeiten.“ Einzelheiten zu seinem von einigen Unwägbarkeiten begleiteten Konstrukt, das im Falle einer Umsetzung wohl auch im Basketball anwendbar wäre, will der „Handball-Napoleon“ noch nicht konkret nennen. Allerdings lautet der Tenor durchaus, dass Hanning schon immer gute Ideen habe.

Der Plan ist durchgesickert

Konkret ist in Handball-Kreisen ein Plan durchgesickert, nachdem alle 18 Bundesligisten im Juni an einem gemeinsamen Ort zusammen kommen und innerhalb kürzester Zeit die verbleibenden Spiele absolvieren sollen. Das hätte zumindest den Vorteil, dass sich die Vereine in Sachen Heimspiele (ohne Zuschauer) nicht nach den jeweils gültigen Bestimmungen der einzelnen Bundesländer zu richten hätten, was die Organisation zusätzlich erschweren würde. Also beschloss die HBL nun ein „Umlaufverfahren über die Fortsetzung der Saison“.

Um diese zu realisieren, ist offensichtlich eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Bundesligisten der ersten und zweiten Liga nötig. Der HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann will bereits Anfang nächster Woche zu einer Entscheidung kommen. Dieser will Gerd Hofele von Frisch Auf Göppingen, der auch im HBL-Präsidium sitzt, zwar nicht vorgreifen, er sagt dennoch: „Wir denken in alle Richtungen, aber ein Abbruchszenario rückt näher.“

Die Zeit drängt, weil sich die Liga schon vorab den 16. Mai als spätesten Stichtag für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs gesetzt hat. Um das Verletzungsrisiko weitestgehend zu minimieren, brauchen die aktuell inaktiven Mannschaften aber drei bis vier Wochen Vorlauf im Training. Was – und das ist ein Knackpunkt – bedeuten würde, dass die Vereine, die Kurzarbeitergeld für ihre Spieler beantragt haben, auf dieses verzichten müssten, was ein erhebliches Loch in die Etats reißen würde.

Keine Einnahmen

Nicht nur deshalb hatte schon vor drei Wochen Stuttgarts Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt für „einen Abbruch plädiert. Ich halte nicht viel von Geisterspielen“. Dafür nannte er wirtschaftliche Gründe, weil etwa ein Viertel der Einnahmen aus dem Kartenverkauf besteht. Und ohne die Zuschauer hätten die Clubs zwar Ausgaben (Hallenmiete, TV-Boden), aber keine Einnahme, so dass es unter dem Strich ein Minusgeschäft wäre. „Auch wenn solche Spiele sportlich vielleicht die fairste Lösung wären“, wie Schweikardt zugibt.

Sollte die Saison abgebrochen werden, muss das Liga-Präsidium entscheiden, wie sie gewertet würde. „Fest steht, dass es im Fall eines Abbruchs der aktuellen Saison keine sportlichen Absteiger geben wird“, hatte der HBL-Präsident Uwe Schwenker zuletzt betont. Stattdessen gibt es wohl den Plan, die Liga durch die beiden Tabellenersten der zweiten Liga (aktuell HC Coburg und Tusem Essen) aufzustocken und dann mit bis 20 Mannschaften zu spielen; wobei noch unklar ist, inwieweit das abgeschlagene Schlusslicht aus Nordhorn eventuell freiwillig für die zweite Liga plant. „Wir werden keine hundertprozentige Gerechtigkeit herstellen können“, gibt Bohmann zu. Insbesondere die Bewertung durch die HBL wird vermutlich Proteste nach sich ziehen. „Wir haben ein juristisches Gutachten von Sportrechtlern anfertigen lassen“, sagt der HBL-Geschäftsführer dazu.

Uwe Schenker hatte zuletzt gesagt: „Ich bin skeptisch, dass die Spielzeit zu Ende gebracht wird.“ Da hatte er die Rechnung allerdings ohne Bob Hanning und dessen Ideenreichtum gemacht. Ob das in diesem Fall aber reicht, um eine Mehrheit für die Saisonfortsetzung zu finden, ist sehr fraglich.