Einige Geschäftsinhaber im Rems-Murr-Kreis sind ratlos, wie die 3-G-Regel im Detail ausgeführt werden soll. Manche haben sich zu Kontrollen am Eingang entschieden.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Es herrscht mal wieder Ratlosigkeit, was die genaue Umsetzung der 3-G-Regel im Handel angeht. Muss beim Kunden nur nachgefragt werden? Oder sind Kontrollen am Eingang notwendig? Am Mittwoch war bei vielen Händlern ein großes Fragezeichen. „Ich gehe davon aus, dass ich den Status der Kunden am Eingang kontrollieren muss“, sagt Sonja Zielke, die Sprecherin der Werbegemeinschaft nördliche Bahnhofstraße. Die Kunden werden mithilfe eines Plakats, das das Fellbacher Stadtmarketing zur Verfügung gestellt hat, auf die neuen Regeln der Alarmstufe hingewiesen.

 

Die Detailfragen bereiten Händlern Kopfzerbrechen

Ähnlich äußert sich Herrenausstatter Stefan Lutz. „Ich gehe davon aus, dass nachfragen, wenn der Kunde an der Kasse steht, nicht ausreicht. Dann ist der Kunde ja vielleicht schon eine Stunde im Geschäft“, sagt er. Es zeigt, es sind immer die Detailfragen, die den Händlern Kopfzerbrechen machen, wenn eine neue Coronaverordnung umgesetzt werden soll.

Was beide Händler jedoch ebenso ärgert, ist die Ungleichbehandlung der verschiedenen Branchen. „Warum soll ich mich beim Gang durch den Baumarkt nicht anstecken?“, fragt Stefan Lutz. Wenn, dann sollte die 3-G-Regel für alle Branchen gelten, um die Pandemie einzudämmen, inzwischen sei ohnehin nur noch ein kleiner Teil der Betriebe nicht zur Grundversorgung zählend, sagt der Inhaber des Fellbacher Fachgeschäfts.

Die Kunden werden in der für den Handel wichtigen Zeit verunsichert

Sonja Zielke hält mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg. „Es trifft wieder die kleinen Fachgeschäfte“, sagt sie. „Bei einem großen Pflanzencenter kann ich ohne Kontrolle durch die Gänge schlendern, während wir uns hier Impfausweise zeigen lassen“, sagt sie. Besonders belastend sei, dass die Kunden wieder – wie im vergangenen Jahr – in der für den Handel so wichtigen Adventszeit irritiert werden. „Bei mir haben schon wieder einige verunsicherte Kunden angerufen und nachgefragt“, sagt die Inhaberin eines Geschäfts für Seidenblumen und Geschenke in der Fellbacher Bahnhofstraße. „Die Kunden haben noch nicht richtig in den Handel zurückgefunden, dann kommt wieder so ein Schlag“, sagt sie und wählt drastische Worte: „Es ist ein Albtraum.“ In ihrem Geschäft ist während der Adventszeit Hochsaison. „Aber was nützt es, wenn die tollen Gestecke dann kaum einer anschaut?“, sagt Sonja Zielke.

Händler: Klarheit und Gleichbehandlung sind hilfreich

„Wir nehmen die Verordnung des Landes ernst und kontrollieren am Eingang“, sagt Holger Koch, der Chef des Second IT Stores in der Fellbacher Bahnhofstraße. Er habe sich schon im Vorfeld intensiv mit den Auswirkungen der Alarmstufe auseinandergesetzt, da er diese hat kommen sehen. Leider habe er am Mittwochmorgen bereits einige Kunden abweisen müssen, da diese keinen Test dabei gehabt hätten, berichtet der Store Manager. Er mache aber immer deutlich, dass dies eine Verordnung des Landes sei, die er umsetzen muss. Mit Blick auf die Einteilung von Branchen, die zur Grundversorgung zählen und daher von der 3-G-Regel ausgenommen sind, stellt er auch manche Frage: „Sind Computer angesichts Homeoffice und Homeschooling weniger systemrelevant als manche dort aufgeführte Branchen?“, so Holger Koch. Für ihn sei aus Sicht des Handels nun eines wichtig: „Klarheit und Gleichbehandlung, dann werden das die Kunden auch verstehen und Verständnis zeigen.“

Das Informationsbedürfnis der Händler sei groß, berichtet Ann Kristin Fischer von der Wirtschaftsförderung in Winnenden. Es hätten sie zahlreiche Nachfragen von Händlern erreicht. Die sogenannten Auslegungshinweise zur 3-G-Regel hätten die Winnender Händler am Vorabend zugesendet bekommen. Darin heißt es, dass ein Hinweis auf diese Regel im Laden angebracht sein muss und Kunden vor jedem Verkaufsgespräch ein 3-G-Hinweis vorzuweisen haben oder eine Kontrolle des Nachweises an der Kasse erbracht werde. Diese biete also verschiedene Wege der Kontrolle. „So kann jeder Händler die 3-G-Regeln individuell und pragmatisch umsetzen“, sagt Fischer.