Die Inhaberin von Ulli’s Confiserie berichtet, wie sie nach dem Crash in die Schaufensterfront ihres Ladens weitermachen kann. Die Geschäftsfrau bekommt beim Fellbacher Herbst Unterstützung.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Die Bilder sprachen für sich: Ein Auto prallte mitten in die Glasfront. Ein Autofahrer hatte Gaspedal und Bremse verwechselt. Zwei Frauen wurden vom Wagen erfasst, laut Polizei musste eine der Frauen mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht werden, die andere erlitt zu Glück nur leichtere Verletzungen.

 

Das war am Freitagmorgen. „Wir müssen uns erst mal sortieren“, hatte Ulrike Maurer, Inhaberin von Ulli’s Confiserie, am Nachmittag nach dem Unglück gesagt. Auch eine ihrer Mitarbeiterinnen hatte Verletzungen durch den Crash in das Schaufenster ihres Ladens in der Hinteren Straße in Fellbach davongetragen. Das Schaufenster wurde komplett zerstört, die Front mit Brettern gesichert, der Laden ist seitdem geschlossen.

Auch ein Teil der Ware sei zerstört worden. „Ein großer Dank geht auch an die Feuerwehr und die Polizei“, sagt Ulrike Maurer nun ein paar Tage später. Sie war zum Zeitpunkt des Unfalls selbst vor Ort. „Hoffentlich geht es unserer Mitarbeiterin bald wieder besser.“ Immer noch nehme der Unfall das Team der Confiserie mit. Sie würden viele Anrufe und E-Mails der Anteilnahme erhalten. „Viele erkundigen sich auch, wie sie uns unterstützen können“, sagt Maurer.

Umzug vorübergehend in die Markthalle Fellbach

Nun muss die Geschäftsfrau trotzdem nach vorne schauen. Am Dienstag sei der Vermieter der Ladenräume gemeinsam mit einer Fachfirma für Metallbau vor Ort gewesen, um zu prüfen, wie schnell die Fassade des Geschäftes wieder hergestellt werden kann. Das hänge natürlich auch davon ab, wie schnell das notwendige Material geliefert werden könne, berichtet Ulrike Maurer.

Und sie hat sich Gedanken gemacht, wie sie beim Fellbacher Herbst mit seinem verkaufsoffenen Sonntag am 9. Oktober von 12.30 bis 17.30 Uhr trotz der schwierigen Umstände präsent sein kann. Man werde vor dem Ladengeschäft einen Stand machen. Das Fellbacher Weingut Rienth, das beim Fellbacher Herbst mit seinem Weinstand in der Hinteren Straße vertreten ist, habe dies freundlicherweise angeboten.

Beim Fellbacher Herbst dabei

Schließlich werden die Weine aller Fellbacher Weingüter in dem Pralinen- und Schokoladenfachgeschäft angeboten, natürlich auch seines Weingutes, sagt Winzer Markus Rienth. Man sei verbunden, kooperiere schon länger miteinander. So habe es auf der Hand gelegen, die Unterstützung anzubieten. „Wir haben am Dienstagmorgen miteinander telefoniert und diese Lösung gemeinsam gefunden“, sagt Markus Rienth. Die Confiserie könne beim verkaufsoffenen Sonntag ein Zelt nutzen, in dem sonst Besucher seines Weinstandes Platz nehmen.

Erst im Juni dieses Jahres hatte die Konditormeisterin und Chocolatière die neuen Räume eröffnet. Zuvor war sie in der Fellbacher Markthalle vertreten. Nun werde sie übergangsweise dorthin – wenige Meter gegenüber auf der anderen Straßenseite – zurückkehren. Dort werde auf der bisher leer stehenden Fläche ein Interimsladen in der Woche nach dem Fellbacher Herbst eröffnet. Natürlich sei das jetzt ein ungünstiger Zeitpunkt. Nun beginne nach und nach das Weihnachtsgeschäft – besonders für die Branche mit Schokolade und Pralinen ein wichtiger Zeitpunkt. Sie hoffe jetzt, dass die Fellbacher Kunden ihr treu bleiben, auch während der Interimslösung. Wenn die Schaufensterfront repariert sei, werde die Confiserie wieder zurückziehen. Ein Zeitpunkt könne dafür noch nicht genannt werden. Man sei auch sonst für die Kunden erreichbar, am Telefon oder im Onlineshop. Ulli’s Confiserie ist außerdem mit dem Hauptgeschäft in Winnenden ansässig

Oft werden Gas- und Bremspedal verwechselt

Immer wieder kommt es zu teils spektakulären Unfällen, an denen Senioren beteiligt sind. Oft spielt das Verwechseln der Gas- und Bremspedale, vor allem an Automatikfahrzeugen, eine Rolle. Im Sommer etwa trat ein 79-Jähriger in Rudersberg versehentlich aufs Gas, sein Wagen durchbrach einen Friedhofszaun und beschädigte zwei Gräber. Im März 2022 ramponierte eine 84-Jährige bei einem Rangierversuch in Oppenweiler einen Gartenzaun, eine Straßenlaterne und zwei Obstbäume.

Tatsächlich tauchen Senioren in der Unfallstatistik der Polizei überdurchschnittlich oft auf. Im Jahr 2021 waren an knapp 900 Unfällen Menschen beteiligt, die älter als 65 Jahre waren. In zwei Dritteln dieser Fälle waren sie auch die Verursacher. Meist geht es um Vorfahrtsmissachtungen sowie Unfälle beim Wenden, Rangieren oder Rückwärtsfahren. Dies spiegelt sich auch in der Versicherungsstatistik nieder. Fahrer zwischen 35 und 55 Jahren verursachen die wenigsten Unfälle. Dieses höhere Risiko spiegelt sich auch in der Höhe der Versicherungsbeiträge wider: Zwar bekommen Fahrer einen Bonus für schadensfrei gefahrene Jahre, allerdings steigen die Beiträge auch mit dem Alter wieder. Laut der Zeitschrift „Finanztip“ müssen 75-Jährige im Schnitt fast 50 Prozent mehr zahlen als 55-Jährige.

Auch Fahranfänger tragen höheres Unfallrisiko

Jedoch zeigt die Statistik ebenfalls: Auch junge Fahrer zwischen 18 und 24 haben ein weitaus höheres Unfallrisiko. Gut 800 solcher Fälle verzeichnete die Polizeistatistik im Jahr 2021 für den Rems-Murr-Kreis. Der Grund ist laut der Polizei „mangelnde Fahrpraxis, nicht selten gepaart mit einer erhöhten Risikobereitschaft“. Entsprechend ist die häufigste Unfallursache bei jungen Fahrern eine zu hohe Geschwindigkeit.

Das Verwechseln der Pedale kann auch ihnen passieren. Im Januar dieses Jahres wollte sich ein 18-Jähriger an einer Schranke in Waiblingen aus dem Autofenster lehnen und sich auf dem Bremspedal abstützen. Er erwischte jedoch das Gas – sein Mercedes schoss nach vorne, schanzte über einen Zaun und richtete fast 120 000 Euro Schaden an. Und beim Blick auf die absoluten Unfallzahlen von jungen und älteren Menschen sollte man nicht vergessen, dass es in Baden-Württemberg deutlich mehr Über-65-Jährige gibt als junge Leute zwischen 18 und 24.