Wenn die neuen Shoppingcenter zur Stadt gehören wollen, müssen sie auch mit allen Aspekten des Stadtlebens zurechtkommen, meint StZ-Redakteur Sven Hahn.

Wer in der Innenstadt Werbung für seinen Verein, seine Religion oder seine Weltanschauung betreiben möchte, darf das. Dieses Treiben gehört schlicht zu einer vielfältigen Stadtgesellschaft. Solche Freiheiten müssen geschützt und gewährt werden. Dass aber die Händler,  die Woche für Woche die immer- gleichen Aktivisten vor ihrer Eingangstür haben, von deren Aktionen teilweise nur wenig begeistert sind, ist ebenso nachvollziehbar. Es gilt also, Infostände und Flugblattverteiler so fair wie möglich über die gesamte Stuttgarter Innenstadt zu verteilen – ohne Rücksicht auf die Finanzkraft oder das Ansehen der Anrainer.

 

Die Handelslandschaft der Stadt hat sich in den vergangenen Monaten grundlegend verändert. Die Innenstadt ist mit der Eröffnung der Einkaufszentren Gerber und Milaneo in beide Richtungen gewachsen. Es ist richtig, jetzt auf diesen Wandel zu reagieren. Denn es wäre kaum zu vermitteln, wenn die Händler an der Königstraße sowohl mit wachsender Konkurrenz als auch mit einer zunehmenden Belastung durch die Veranstaltungen von Interessengruppen aller Art leben müssten, während die Plätze vor den Centern für private Werbe-Events und Cafés im Liegestuhl reserviert bleiben. Es sollten gleiches Recht und somit auch gleiche Pflichten für alle gelten.

Zudem stellen sich die beiden neuen Handelsstandorte selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Teil der Stuttgarter Innenstadt dar. Das bedeutet in der Konsequenz: Was an der Königstraße gilt, muss genauso an der Paulinenbrücke und auf dem Mailänder Platz gelten.