Handel mit China Die Trumpf-Chefin spricht Klartext

Nicola Leibinger-Kammüller, die Vorstandsvorsitzende der Trumpf-Gruppe, rät bei der Bilanzpressekonferenz zum Dialog mit Peking. Foto: dpa/Marijan Murat

Mit oder gegen China handeln? Nicola Leibinger-Kammüller äußerst sich zum Umgang mit Peking. Darin ist auch ein seltenes Lob für den Kanzler zu finden, meint Matthias Schmidt.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Die Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller pflegt das offene Wort – im erfrischenden Gegensatz zu vielen Worthülsenfabrikanten in anderen Vorstandsetagen auch auf dem politischen Feld. Und da sie aus erlebter geschäftlicher Erfahrung spricht, lohnt es sich hinzuhören. Beispiele? Allein bei der Bilanzpressekonferenz hat sie locker ein halbes Dutzend geliefert.

 

Warum reisen Sie nicht mit Herrn Scholz nach China? „Wir haben hier genug zu tun in diesen schwierigen Zeiten. Für uns ist das nicht so wichtig wie für die Großen. Es werden da keine Verträge unterzeichnet.“

Ist die Reise richtig? „Ja, der Dialog ist wichtig, Pragmatismus. Nur sechs Prozent der Länder sind astreine Demokratien. Wir können nicht nur mit denen Handel treiben. Sonst könnten wir unseren Wohlstand nicht halten, selbst wenn wir uns einschränken.“

„Wir müssen uns entscheiden, auf welcher Seite wir stehen“

Was ist dem Hamburger Hafendeal? „Es geht nur um einen Teil des Hafens. Da hat Olaf Scholz klug entschieden, mit Augenmaß. Im Gespräch zu bleiben ist essenziell.“

Und wenn China Taiwan annektiert? „Das muss für die westliche Welt die rote Linie sein. Wir müssten uns entscheiden, auf welcher Seite wir stehen wollen. Diese Entscheidung fiele mir leicht: an der Seite der USA.“

Mit welchen Folgen? „Das Geschäft mit China wäre zu Ende wie heute das Geschäft mit Russland – aber mit gravierenden Folgen für unseren Wohlstand.“

Der chinesische Markt

Zeigt das geringere Umsatzwachstum in China, dass Trumpf bewusst die Abhängigkeit verringert? „Nein, das ist eher Zufall. Wir sind zwar nicht im gleichen Maße abhängig von chinesischen Markt wie etwa die Autoindustrie, aber auch wir müssen uns Gedanken machen im Hinblick auf die Lieferketten, neue Märkte suchen. Die deutsche Wirtschaft muss sich resilienter machen.“

Es wird viel Grundsätzliches verhandelt in diesen Tagen der unübersichtlichen Weltlagen. Die Trumpf-Chefin zeigt die Bandbreite: vom Alltagspragmatismus bis zur industriepolitischen Doktrin. Man würde sie wirklich gern einmal bei Lanz-Plasberg-Maischberger im Gespräch mit Baerbock, Scholz und Habeck hören. Weil es keine einfachen Antworten gibt und das offene Wort hilft, Positionen zu finden – auf allen Seiten.

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