Auch die deutschen Unternehmen spüren immer stärker die US-Sanktionen gegen China – noch kommen sie klar. Warum der Handelsstreit sie nicht kalt lässt.

Berlin - Die von US-Präsident Donald Trump verordneten Strafzölle gegen China treffen auch deutsche Unternehmen. „In Mitleidenschaft geraten deutsche Firmen, die in China produzieren und deren Exporte in die USA von den Strafzöllen betroffen sind“, sagte Friedolin Strack, Geschäftsführer des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft, unserer Zeitung. Strack erwartet, dass beispielsweise Schraubenhersteller, Spezialchemiefirmen oder Produzenten von Elektronikprodukten mit höheren Zöllen belegt werden. Auf der jüngsten Strafzollliste der Amerikaner stehen außerdem landwirtschaftliche Produkte, Rohstoffe, Steine und mineralische Produkte sowie Motoren und Transformatoren. Wenn ein deutsches Unternehmen Waren in China herstellen lässt und dann in die USA exportiert, fallen die höheren Zölle an.

 

Deutsche Industrie produziert in China für Asien

Dass dies die deutschen Unternehmen nicht kaltlässt, liegt auf der Hand. „Neue Zölle treffen auch deutsche Unternehmen als Teil der weltweiten Produktion und Wertschöpfungsketten“, erklärte der BDI-Präsident Dieter Kempf. Aus Sicht der deutschen Industrie ist China zwar keine Plattform für das weltweite Exportgeschäft. „Wir schätzen, dass 90 bis 95 Prozent der deutschen Unternehmen in China ausschließlich für den dortigen Markt und die asiatische Region produzieren“, sagte APA-Geschäftsführer Strack. Nur ein kleiner Teil der Produktion wird in andere Regionen exportiert. Solange der Zollsatz – wie von Trump angekündigt – vorerst bei zehn Prozent bleibt, seien die Folgen zu verkraften, so die Analyse des Asien-Pazifik-Ausschusses. „Das bricht den deutschen Unternehmen nicht das Genick“, sagte Geschäftsführer Strack. Er vergleicht die Lage mit einer Aufwertung des Euro, die dazu führt, dass sich deutsche Exporte verteuern. Klar sei aber, dass neue Belastungen auf Unternehmen zukämen. Je länger sich der Handelskonflikt hinziehe, desto stärker schlügen sie ins Kontor.

Der Asien-Pazifik-Ausschuss warnt vor einer weiteren Eskalation des Handelsstreits. „Der größte Schaden besteht für die deutsche Wirtschaft darin, dass die internationalen Wertschöpfungsketten zunehmend mit Strafzöllen der USA belegt werden“, sagte Strack. Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker konnte in Verhandlungen mit Trump zumindest erreichen, dass vorerst keine weiteren Industriegüter mit Zöllen belegt werden. Brüssel und Washington verhandeln.

Auch der Maschinenbauverband VDMA sieht durch die jüngsten Ankündigungen von Trump noch keinen Flächenbrand. Auch dort lautet die Einschätzung, dass die meisten deutschen Unternehmen, die in China produzieren, für den dortigen Markt fertigen. Bei einer Umfrage unter Mitgliedern stellte der VDMA aber fest, dass einige Unternehmen zum Beispiel Ersatzteile in China für den globalen Markt produzieren. „Diese Firmen sind von den bereits bestehenden US-Sanktionen massiv betroffen“, sagte Ulrich Ackermann, Außenwirtschaftschef des VDMA. Trump hatte in einer ersten Runde etwa Maschinenbauteile aus China mit 25 Prozent Zoll belegt.

Noch wirke sich der Handelskonflikt nicht auf die gute Auftragslage im deutschen Maschinenbau aus, heißt es beim VDMA. Es wachse aber das Risiko, dass sich wegen der massiven US-Strafzölle das Investitionsklima in China eintrübt. Das hätte Auswirkungen auf die deutsche Industrie, für die China ein wichtiger Markt ist.

Erste Veränderungen der Handelsströme

Die deutsche Wirtschaft sieht auch mit Sorge, dass es zu einer Veränderung der Handelsströme kommt. Seitdem die Vereinigten Staaten schon in einer früheren Sanktionsrunde Strafzölle gegen chinesischen Stahl verhängten, versucht China mehr Stahl in Europa abzusetzen. Je weiter sich die Sanktionsspirale dreht, umso stärker werden die Verdrängungseffekte.

Jürgen Matthes, Außenwirtschaftsexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, sieht noch ein anderes Risiko: „Wenn man sieht, welche Härte Präsident Trump gegenüber China an den Tag legt, kann man sich vorstellen, wie er mit der EU ins Gericht geht.“