Plötzlich gibt es eine Bitcoin-Börse weniger. Der Online-Handelsplatz Mt. Gox hat in der Nacht auf Dienstag einfach den Betrieb eingestellt. Laut einem internen Dokument könnte die Plattform um mehr als 260 Millionen Euro betrogen worden sein.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Plötzlich gibt es eine Bitcoin-Börse weniger. Der Online-Handelsplatz Mt. Gox hat in der Nacht auf Dienstag überraschend den Betrieb eingestellt. Der Internet-Auftritt der Börse besteht derzeit nur noch aus einer weißen Seite mit einer Botschaft an die Nutzer: „Wir haben uns entschieden, alle Transaktionen vorläufig einzustellen.“ Man werde die Situation beobachten und entsprechend reagieren. Damit zieht eine ältesten und populärsten Bitcoin-Börsen die Notbremse.

 

Bei Bitcoin handelt es sich um eine Währung, die nur digital in einem Rechnernetzwerk existiert und deren Wert sich in den vergangenen Jahren vervielfacht hat. Derzeit kostet eine Bitcoin etwa 400 Euro, vor vier Jahren waren es noch wenige Cent. Neben einigen Kaffeehäusern, Autohändlern und Restaurants akzeptieren vor allem Online-Händler die Währung. Da sich der Weg der Bitcoin nicht nachvollziehen lässt, setzen auch Portale auf die Kryptowährung, die mit illegalen Waren wie Waffen und Drogen handeln. Im Netz kursiert derzeit ein internes Mt.-Gox-Krisenpapier, dessen Echtheit noch nicht offiziell bestätigt worden ist. Demnach haben Unbekannte in den vergangenen Jahren die Handelsbörse um mehr als 740.000 Bitcoin betrogen. Das entspricht umgerechnet einem Betrag von mehr als 260 Millionen Euro. Seit einigen Wochen kämpft die Börse mit technischen Problemen. Bereits Mitte Februar hatte Mt. Gox den Handel mit der Internet-Währung eingeschränkt. Grund dafür war ein Software-Problem bei Bitcoin-Überweisungen. Die Schwachstelle ermöglichte es Angreifern, heimlich den Zahlungsstrom anzuzapfen. Die kriminellen Hacker mussten dafür lediglich die Server während der Transaktion überlasten. Dadurch konnte es passieren, dass der Betrag zwar den Besitzer wechselte, aber die Überweisung nicht protokolliert wurde.

Erst am Sonntag war der Mt.-Gox-Chef Mark Karpelès als Vorstand der Handelsorganisation Bitcoin Foundation zurückgetreten. Nun ist Karpelès von der Bildfläche verschwunden und für niemanden zu erreichen. Viele andere große Bitcoin-Börsen hatten sich gegen ihn und seine Plattform verbündet. In einem Statement distanzierten sie sich von den Geschäftspraktiken bei Mt. Gox und warfen der Plattform einen schweren Vertrauensmissbrauch an den Nutzern vor.

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