Handelsstreit US-Farmer wegen China-Zöllen in Existenznöten

Sojaernte auf einem Feld in Maryland Foto: imago/VWPics

Der Handelskrieg zwischen den USA und China führt bei den US-Farmern zu einem Kampf ums wirtschaftliche Überleben.

Stu Swanson aus dem Wright County im Norden Iowas hatte schon im Frühjahr kein gutes Gefühl, als er die Saat auf seinen Feldern ausbrachte. „Wir Farmer werden die Hauptlast der Zölle zu tragen haben“, sagte er damals den Zeitungsreportern vom Des Moines Register. Jetzt steht Swanson vor den silbernen Silos auf seinem Hof, in denen er die eingebrachte Ernte zwischenlagern muss, und sagt: „Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt“.

 

Im Handelsstreit zwischen Washington und Peking haben sich die Fronten so verhärtet, dass der wichtigste Absatzmarkt für die amerikanische Sojabohnenproduktion für die US-Farmer praktisch weggebrochen ist. Anfang Mai fuhren die chinesischen Importeure ihre Bestellungen auf null zurück. Noch im vergangenen Jahr lag das Exportvolumen bei 24,5 Milliarden US-Dollar. Die Hoffnungen auf Entspannung sind zerstoben, seit China Ausfuhrrestriktionen für seltene Erden verhängte und Trump wütend mit der Drohung reagierte, einen zusätzlichen Strafzoll von 100 Prozent auf chinesische Importe zu erheben.

US-Bauern hatten auf das Geschäft mit China gesetzt

Es herrsche nackte Panik auf den Höfen im Mittleren Westen, berichten Zeitungen übereinstimmend aus Iowa, Minnesota oder Illinois. Viele Farmer stünden vor dem wirtschaftlichen Ruin, weil sie ganz auf das einträgliche Exportgeschäft mit China gesetzt hatten und zwischen 1995 und 2024 die Anbaufläche für Sojabohnen um 40 Prozent vergrößerten. In einem dramatischen Appell wandte sich der Verband der Sojabauern, die American Soybean Association, an das Weiße Haus: „Unsere Sojabauern stehen am Abgrund“, hieß es da. Die Farmer könnten sich einen langwierigen Handelsstreit mit dem weltweit größten Abnehmer auf keinen Fall leisten.

Die wirtschaftliche Lage ist umso dramatischer, als sich die Marktpreise mittlerweile auf einem Fünfjahrestief befinden. Gleichzeitig stiegen die Produktionskosten massiv an, weil Düngemittel, Saatgut und Maschinen deutlich teurer geworden sind. „Wir brauchen dringend staatliche Hilfen“, klagte der Verband. Trump versprach Abhilfe und wollte noch in dieser Woche gemeinsam mit Finanzminister Scott Bessent und Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins ein Hilfspaket im Umfang von bis zu 15 Milliarden Dollar schnüren. Doch der Regierungsstillstand verzögerte die Pläne. Zudem ist die Finanzierung nicht gesichert. Trump deutete vage an, Einnahmen aus den Zollgewinnen heranziehen zu wollen.

Töpfe des Landwirtschaftsministeriums sind erschöpft

Die Töpfe des Landwirtschaftsministeriums, das 2018 im Handelsstreit der ersten Amtszeit Trumps über 20 Milliarden Dollar an die US-Farmer ausschütte, seien allerdings erschöpft, schrieb die New York Times. Das Blatt taxierte den Hilfsbedarf in der aktuellen Krise auf 50 Milliarden Dollar. Wegen des anhaltenden Government Shutdown dürfte sich das Hilfspaket noch weiter verzögern. Die Zwangsmaßnahme legt seit Anfang Oktober zentrale Regierungsstellen weitgehend lahm, darunter auch das Landwirtschaftsministerium. Dort wurden auch die Förderprogramme für die US-Landwirte auf Eis gelegt. Ihre Kreditanträge bleiben unbearbeitet. Mitten in der Erntezeit könnten viele Farmer ihre Dieselkosten nicht mehr bestreiten, berichtete das Magazin Politico.

Die Hoffnungen richten sich jetzt auf ein mögliches Gipfeltreffen zwischen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping. Doch Experten warnen, dass der chinesische Markt nicht so ohne weiteres zurückgewonnen werden kann. China habe seine Lieferketten inzwischen diversifiziert und mit Brasilien einen neuen zuverlässigen Lieferanten gefunden. Der Agrarexperte Shawn Arita von der North Dakota State University hält einen Bereinigungsprozess in der gesamten US-Landwirtschaft für unausweichlich. Er prognostizierte bereits für dieses Jahr einen „markanten Rückgang an Anbauflächen“.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu USA China Landwirte