Panikattacken, Schock, Angst – der Handgranatenangriff bei einer Beerdigung in Altbach hat bei den Trauergästen Spuren hinterlassen. Sie befürchten weitere Taten.

Baden-Württemberg: Florian Dürr (fid)

Sie wollen unerkannt bleiben, kein Name und kein Foto von ihnen soll in der Zeitung stehen. Trauergäste der Beerdigung in Altbach, die am Freitag, 9. Juni, Ziel eines Handgranatenangriffs wurde, haben Angst, dass ihnen ihre öffentlichen Aussagen zum Verhängnis werden könnten. „Da gibt es bestimmt eine Vorgeschichte“, heißt es zum Beispiel, oder: „Ob dieser Angriff einmalig bleiben wird?“ Damit deuten auch ihre Aussagen auf das hin, was viele seit Langem befürchten: ein neuer Kampf rivalisierender Gruppen in der Region Stuttgart. Ein Verdacht, den auch die Polizei nicht mehr ausschließt.

 

Verstorbener hatte laut Trauergästen engen Kontakt nach Plochingen

Bei manchen Trauergästen sitzt der Schock seit dem Erlebten tief. Sie waren dabei, als die Handgranate in ihrer Nähe explodierte – und zehn Menschen verletzte. Sie selbst seien unverletzt geblieben, aber: „Wir leiden darunter“, sagen sie. Auch mit Panikattacken hätten sie seit dem Erlebten zu kämpfen. Das alles fühle sich surreal an, wie ein Film. „Auf einmal war da ganz viel Rauch“, erzählen sie.

Warum aber wollte der mutmaßliche Handgranatenwerfer, ein 23-jähriger Iraner, ausgerechnet die Trauergemeinde ihres Bekannten, ein 20-Jähriger mit kenianischen Wurzeln, treffen? „Diese Frage stellen wir uns auch“, sagen sie. Unter den Gästen der Trauerfeier sollen viele junge Leute gewesen sein, welche die Polizei der organisierten Kriminalität zuordnet, überwiegend mit kurdischem Migrationshintergrund. Ihnen galt wohl der Anschlag. Der Verstorbene selbst sei vor seinem Tod bei den Behörden nicht auffällig geworden – „ein unbeschriebenes Blatt“, heißt es.

Von den Trauergästen ist zu hören, dass er zumindest engen Kontakt zu einer Art „Gemeinschaft“ aus jungen Männern gehabt haben soll. In Plochingen hätten sie sich immer getroffen. Das lässt aufhorchen. Denn es ist die Stadt, in der es in diesem Jahr bereits zweimal zu Schüssen gekommen ist. „Er war täglich dort, die haben ihn immer abgeholt, die Gruppe war mehr als eine Familie für ihn.“ Ob diese Gruppe aber Teil einer der Parteien in den aktuellen Auseinandersetzungen ist, ist nicht bekannt.