Axel Schwarz von der Schreinerei Elsässer in Stuttgart-Möhringen arbeitet mit den Rohstoffen aus dem Wald. Hat der Klimawandel Auswirkungen auf seinen Beruf?

Möhringen - „Wir decken das ganze Spektrum des Schreinerberufs ab“, sagt Axel Schwarz. „Hauptsächlich Möbelbau, darunter individuell gefertigte Exemplare, Einbauschränke, Garderoben, Waschtischmöbel, Küchen, aber auch Innentüren und Haustüren, Bodenbeläge.“ Bei Massivholzmöbeln sei im Moment Eiche im Trend: „Die Leute fahren gerade sehr auf Eiche rustikal ab.“ Schwarz führt zusammen mit Ulrich Gertnerhoffer die Schreinerei Elsässer in Stuttgart-Möhringen.

 

Im günstigeren Bereich fände sich nach wie vor als erschwingliches Hartholz die Buche. Einen geringen Anteil bildeten Nadelbäume wie Kiefer und Fichte. Selten würden andere Hölzer, darunter Kirsche, gewünscht. Für einen Kunden sei jetzt gerade eine Lieferung mit Kirsch- und Nussbaum gekommen: „Das ist aber eine Liebhabergeschichte. Nussbaum ist heute fast nicht mehr zu bezahlen. Kirsche ist zwar erschwinglich, aber sie spielt im Massivholz-Möbelbau bei uns fast keine Rolle.“

Edlere Hölzer, sagt Axel Schwarz, spielten bei furnierten Möbeln aber durchaus eine Rolle. Auch da sei rustikale Eiche gefragt, aber auch Nussbaum und Kirsche. Immer mal wieder werde Esche verlangt. Von Tropenhölzern sei man im Möbelbau abgekommen. Nussbaum- und Kirschholz komme nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich und den USA. Intarsien, Einlegearbeiten mit verschiedenen Holzarten, würden nicht mehr gefertigt: „Früher hat man sie noch geschnitten, aber wegen der geringen Nachfrage machen wir das nicht mehr. Wenn sie der Kunde wünscht, dann kaufen wir sie fix und fertig.“

Der Schreiner kauft beim Holzgroßhändler ein

Wenn ein Kunde bei Schwarz nun einen Massivholztisch aus Nussbaum bestellt, wie sieht dann der Weg des Baumes bis zum fertigen Tisch aus? „Ein Förster hat in Frankreich oder in den USA, wo das Nussbaumholz meist herkommt, einen Baum gefällt, und ein großer Holzhändler, viele davon sind in Rotterdam ansässig, kauft den Stamm, in der Hoffnung, er macht einen guten Kauf, dort am Stück ein. Dann sägt er ihn in Bohlen und trocknet diese auf die restliche Holzfeuchte von circa zehn Prozent. Dann verkauft er die gesägte und getrocknete Ware an einen Holzgroßhändler weiter, bei dem wir einkaufen“, sagt Schwarz. Für die heimische Eiche dagegen gebe es hier und da Sägewerke, die aber in der Regel auch nicht die Schreinereien, sondern ebenfalls Großhändler belieferten. Das sei auch gut so: „Ich brauche Massivholz, ich brauche Plattenmaterial, Rahmen und alles mögliche, und das bietet mir der Schnittholzhändler im Sägewerk alles nicht. Ich brauche für das Holz quasi einen Vollsortimenter.“

Früher seien die Schreiner noch selbst zu den Holzhändlern gefahren, um ganze Stämme auszusuchen, „weil wir noch viel Treppen und Geländer gebaut haben und dafür Schnittholz brauchten. Deshalb haben wir dort ganze Stämme gekauft“. Dies sei heute fast nicht mehr der Fall. Man kaufe Bohlen und Dielen, weil man die großen Mengen nicht mehr brauche: „Ich sage jetzt dem Händler, was ich möchte, und dieser sucht dann das Holz für mich aus. Es kann sein, dass es super ist, so wie ein sensationeller Nussbaum, der neulich kam, aber der Kirschbaum ist nicht so, wie ihn sich mein Kunde vorgestellt hat.“

Eventuelle Fehler im Holz werden gleich markiert

Was heute komme, sei ein Überraschungspaket. „Ich schaue mir das Holz dann unter dem optischen und dem fachlichen Aspekt an“, sagt Schwarz. Manchmal passe ein Brett optisch besser zu einem anderen, aber fachlich sei es vielleicht gar nicht richtig, die beiden zusammenzuleimen, weil das eine Brett vom äußeren Teil des Stammes komme, das andere vom inneren, sodass die Jahresringe unterschiedlich lägen. „Auf jeden Fall sehe ich mir die Dielen, die ich brauche, genau an und markiere schon eventuelle Fehler, zum Beispiel einen Riss, um ihn später beim Zusägen rauszuschneiden.“

Die Dielen würden in der Regel aufgesägt, links und rechts kommt die Waldkante weg, und meistes muss man in der Mitte auch noch aufsägen, weil Holz arbeitet und sich die Dielen sonst zu stark aufwerfen würden. Dann leime man die beiden Teile der Bohle wieder zusammen. Danach würden die Bohlen grob ausgehobelt, begradigt und dann in der benötigten Breite des Tisches zusammengeleimt. Anschließend werde die Platte rundum geschliffen. Dann komme die Behandlung der Oberflächen. Manche Kunden wollten sie naturbelassen, gewachst, matt, oder mit leichten Glanzgrad lackiert. Schellack, der aufwendig in vielen Schichten aufgetragen wird, und der dem Möbel einen subtilen, edlen Glanz verleiht, spiele nur noch in der Restaurierung antiker Möbel eine Rolle. Die Tendenz gehe weg von den glänzenden und hin zu matten Oberflächen.

Kommen Möbel bald aus dem 3-D-Drucker?

Was Furniere angehe, so werde heute viel mit fertig furnierten Platten gearbeitet: „Meistes handelt es sich um eine Spanplatte, die beidseitig furniert ist. Bei der Bestellung kann man angeben, ob eine schlichte oder eine starke Maserung in Betracht kommt.“ Mittlerweile gebe es auch Platten für die sogenannte Furnierabwicklung: „Dafür wird das Furnier mit einem scharfen Messer in circa ein Millimeter dünnen Scheiben geschnitten. Eine Scheibe hat deshalb fast dieselbe Maserung wie die andere. Legt man sie richtig nebeneinander, wirkt das Muster symmetrisch.“ Dies, sagt Axel Schwarz, bezeichne man als Furnierabwicklung.

Ob sich auch Hölzer von der Filderebene und dem Schönbuch unter Schwarz‘ Händen in Möbel verwandeln, kann der Schreiner nicht sagen, weil beim Großhändler nicht deutlich wird, aus welchem Sägewerk die Ware stammt. Der Klimawandel bereitet Schwarz als Mensch und Familienvater Sorgen, aber er glaubt nicht, dass er Einfluss auf seinen Beruf haben wird: „Für die Bäume, die hier nicht mehr gedeihen, wird es gewiss Ersatz durch andere Holzarten geben.“ Nicht durch die Umwelt, aber durch die Technik sieht er neue Herausforderungen auf seinen Beruf zukommen: „Vielleicht kommen die Möbel auch einmal aus dem Drei-D-Drucker.“