Der allergrößte Teil der Betriebe in Baden-Württemberg rechnet auch mit einem guten Schlussquartal. Besonders das Nahrungsmittelhandwerk zeigt sich optimistisch.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Stimmung im baden-württembergischen Handwerk ist so gut wie schon lange nicht mehr. Drei von vier Betrieben rechnen damit, dass auch das Schlussquartal dieses Jahres gut läuft. Wenn die Entwicklung auf diesem Niveau bleibe und es keine unvorhersehbaren Ereignisse gebe, könne die Umsatzprognose von Plus zwei Prozent im laufenden Jahre übertroffen werden, sagte eine Sprecherin des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT). Noch nie seien so viele Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden gewesen, erklärte Rainer Reichhold, der Präsident des Handwerkstags zu der jüngsten Konjunkturumfrage seiner Organisation. Dies gelte quer durch alle Sparten. Überraschend gut ist die Stimmung im Nahrungsmittelhandwerk, also etwa bei Bäckern und Metzgern. Diese rechneten „mit einem goldenen Herbst und einem exzellenten Weihnachtsgeschäft“ heißt es in einer Mitteilung des Handwerkstags. Dies habe zum einen saisonale Gründe, zum anderen profitierten die Nahrungsmittelhandwerke aber auch vom weiter guten Konsumklima. Insgesamt steigerten im dritten Quartal 35 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Umsätze, bei 45 Prozent waren diese stabil. Noch besser könnte es künftig werden: So rechnen fast 40 Prozent der Betriebe mit weiter steigenden Umsätzen, nur 14 Prozent mit einem Rückgang. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren die Umsätze im baden-württembergischen Handwerk um etwas mehr als sechs Prozent gestiegen. Entsprechende Zahlen für das dritte Quartal liegen noch nicht vor.

 

Die Betriebe wollen weitere Mitarbeiter einstellen

Rund 70 Prozent der Betriebe seien im dritten Quartal mit ihrer Situation zufrieden gewesen. Damit hat sich die Stimmung gegenüber dem dritten Quartal 2015 nochmals verbessert. Damals hatten sich zwei Drittel der Handwerksunternehmen zufrieden gezeigt. Besonders stieg die Zufriedenheit im Kraftfahrzeuggewerbe, aber auch im Gesundheitshandwerk. Das Zulieferergewerbe – hier geht es um Lieferungen etwa an die Industrie – blieb dagegen unter dem Vorjahreswert. Auch die Auftragseingänge hätten sich weiter verbessert, schreibt der Handwerkstag. Die Erwartungen für die letzten Monate des laufenden Jahres lägen auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Bei den Geschäftserwartungen liegt das Nahrungsmittelhandwerk inzwischen sogar vor dem Ausbauhandwerk und dem Kraftfahrzeuggewerbe. Insgesamt gaben 35 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 30 Prozent) an, ihre Umsätze seien gestiegen. Bei 45 Prozent waren diese gleich geblieben, bei den übrigen gesunken. Bei den Kunden hätten die Handwerker höhere Verkaufspreise durchsetzen können, heißt es weiter.

Deutlich machte die Konjunkturumfrage auch, dass die Stimmung um so besser ist, je größer die Betriebe sind. So finden sich die meisten Optimisten bei Handwerksunternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten. Beim Blick auf einzelne Zweige fällt auf, dass im Gesundheitshandwerk etwas mehr Unternehmen über einen Auftragsrückgang berichten als dies noch vor einem Jahr der Fall war. Insgesamt sind die Auftragserwartungen etwas gedämpfter als dies bei der Umfrage vor einem Jahr der Fall war. Die Hälfte der Betriebe rechnet mit einer gleichbleibenden Auftragslage, etwa ein Drittel mit mehr und der Rest mit weniger Aufträgen. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen sei „sehr gut“, so der Handwerkstag. Deutlicher als noch im dritten Quartal des vergangen Jahres hat sich auch die Zahl der Beschäftigten entwickelt. So hätten 14 Prozent der Unternehmen neue Arbeitsplätze geschaffen gegenüber zwölf Prozent im Vorjahreszeitraum. Auch in den kommenden Wochen bis zum Jahresende werde die Zahl der Mitarbeiter weiter steigen.