Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)
Die Konjunktur in Ihrem Wirtschaftszweig ist gut. Sie rechnen dieses Jahr mit einem Umsatzplus von zwei Prozent. Das ist schön für das Handwerk. Aber worauf müssen sich die Kunden einstellen? Auf längere Wartezeiten? Auf höhere Preise?
Der Verbraucher, der seinen Handwerker vor Ort kennt, wird auch in einem akzeptablen Zeitraum bedient werden können. Die Störung bei der Heizung muss am selben Tag behoben werden, bei einem Maler gibt es sicher eine gewisse Vorlaufzeit. Aber das kann man ja auch längerfristig planen. Ich denke, im Schnitt ist ein Vorlauf von drei bis vier Monaten durchaus realistisch. Zu den Preisen kann man nichts Generelles sagen, da ist die Lage sehr unterschiedlich.
Es gibt nicht nur Facharbeitermangel, es gibt auch eine große Zahl von Betrieben, die in den nächsten Jahren einen Nachfolger brauchen. In bestimmten Bundesländern gibt es Hilfen, so etwa in Brandenburg eine Prämie für die Gründung eines Meisterbetriebs. Würden Sie derartiges für Baden-Württemberg auch wünschen?
In Baden-Württemberg fordern wir einen Zuschuss, um den Meister machen zu können. In Bayern gibt es dies schon.
Wen es anderswo etwas gibt, wollen Sie es dann in Baden-Württemberg auch haben?
Es gibt keinen Grund, es in Baden-Württemberg nicht zu machen. Zumal es ja eindeutig so ist, dass wir zu wenig Interessenten für Betriebsübernahmen haben. Das ist ein gravierendes Problem. Und dies verschärft sich, wenn wir zu wenig junge Menschen haben, die in eine Ausbildung gehen.
Zusammen mit dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium arbeitet das Handwerk an einer Zukunftsperspektive unter dem Titel Handwerk 2025. Wie wird das Handwerk dann aussehen?
Es wird sicher einen gewissen Strukturwandel geben. Es kann auch Bereiche geben, die wichtiger werden und solche, die weniger wichtig werden. Aber eine präzise Vorhersage ist natürlich schwierig. Wir erleben ja immer wieder, dass selbst scheinbar ausgestorbene Bereiche wieder eine Renaissance erleben. Das ist etwa bei den Korbmachern so, aber auch bei den Schmieden. Pferde werden heute zwar nicht mehr als Zugpferde oder auf dem Acker gebraucht, aber eben beim Reitsport. Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppen für die Perspektive 2025 werden wir Ende März zusammen mit der Wirtschaftsministerin vorlegen.
Und Sie glauben nicht, dass die Verbraucher sich Dinge, die bisher vom Handwerker kommen, einfach mittels 3-D-Drucker selbst herstellen können?
Selbst wenn dies bei einigen Komponenten möglich sein sollte, muss sie wahrscheinlich jemand noch zusammenfügen, ein Ganzes draus machen. Und außerdem sind viele Dinge für Laien ja auch gefährlich. Ich sage nur Strom, Gas und Wasser. Hier ist der Fachmann gefragt. Dem Handwerk wird die Arbeit nicht ausgehen.