In der Diskussion über ein Handyverbot an Schulen hat die Mutter eines Opfers des Amoklaufs von Winnenden und Wendlingen nun Position bezogen: Durch Notrufe über Handys seien damals noch mehr Opfer verhindert worden.

Esslingen - Die Leiterin der Stiftung gegen Gewalt an Schulen, Gisela Mayer, hält ein Handyverbot an Schulen wie in Frankreich für überflüssig. „Am Tag des Amoklaufs (von Winnenden) haben Handys das Leben vieler junger Menschen gerettet“, sagte sie der „Eßlinger Zeitung“ vom Donnerstag. Nur durch den Umstand, dass Schüler an diesem Tag sofort Notrufe hätten absetzen können, hätten noch mehr Tote verhindert werden können.

 

Am 11. März 2009 war ein ehemaliger Schüler in die Albertville-Realschule der Kleinstadt im Rems-Murr-Kreis eingedrungen und hatte mit der Pistole seines Vaters acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen ermordet. Auf seiner Flucht erschoss der 17-Jährige drei weitere Menschen und schließlich sich selbst. Auch Mayers Tochter kam um, die an der Schule als Referendarin arbeitete.

Kultusministerin ebenfalls gegen absolutes Verbot

„Der Täter von Winnenden ist in die Schule mit 200 Schuss Munition gelaufen. Man kann sich ausmalen, was passiert wäre, wenn die Polizei erst später erschienen wäre“, sagte Mayer dem Blatt. Sie kritisierte, dass der Sicherheitsaspekt in der Debatte um Handyverbote bislang keine Rolle spiele. Die Gefahr von Amokläufen sei an den Schulen nicht mehr so präsent wie noch vor einigen Jahren.

Auch Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will die Schule nicht zur absoluten Tabuzone für Handys erklären. „Handys sind Teil unseres Lebens. Und es gibt ja bei Eltern durchaus das berechtigte Interesse, ihre Kinder vor und nach dem Unterricht zu erreichen.“

Das französische Parlament hatte am Montag ein erweitertes Handyverbot in Schulen beschlossen. Das Gesetz verbietet grundsätzlich die Nutzung von Mobiltelefonen in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I.