Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Wir haben Schwierigkeiten, uns vorzustellen, wie ein OB Hannes Rockenbauch nach diesen Worten mit der Geschäftsleitung der LBBW über Sachfragen reden könnte.
Ich würde mich auf diese Begegnung freuen. Wir als Stadt sind Anteilseigner der LBBW, da steckt also öffentliches Eigentum drin. Die LBBW braucht ethische und ökologische Leitlinien, die sie noch nicht besitzt. Den Banken fehlen verbindliche Regularien und eine echte demokratische Kontrolle. Das haben wir in der Finanzkrise doch gesehen. Eine Stadtsparkasse wäre eindeutig die bessere Alternative.

Ihre drei wichtigsten Mitbewerber um den OB-Sessel schwimmen im demokratischen Mainstream. Sie hingegen stellen das System grundsätzlich infrage.
Dass Politik von Politikern als alternativlos bezeichnet wird, kaschiert nur ihre eigene Machtlosigkeit. Ich bin bereit, eine Kraftprobe zu führen, zu Gunsten der Demokratie. Das unterscheidet mich von allen anderen Kandidaten bei dieser Wahl. Einfach nur grüne Produkte oder eine etwas sozialere Politik – das genügt mir nicht.

Ihre Eltern waren früher in der Deutschen Kommunistischen Partei, Ihre Mutter war vom Berufsverbot betroffen. Inwiefern hat Sie dies geprägt?
Das mit dem Berufsverbot habe ich gar nicht mitbekommen, weil es vor meiner Geburt war. Von meinen Eltern habe ich gelernt, dass es sich lohnt aufzustehen, wenn man anderer Meinung ist, und zu sagen: „Ich finde, dass es anders besser ist.“ Das leidenschaftliche Argumentieren liegt mir wohl auch im Blut.

Sie sind gerade mal 32 Jahre alt, aber schon seit 2004 im Gemeinderat. Wann haben Sie sich zum ersten Mal politisch eingemischt?
Das war in der Initiative Kinderfreundliches Stöckach. Damals ist ein Kind, das zwei Jahre älter war als ich, beim Rollschuhlaufen tödlich verunglückt. Wir haben eine Rollschuhdemo ins Rathaus gemacht und mit der Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch darüber verhandelt, dass die Stadt eine Brücke über die Straße baut. Für mich war die Arbeit in der Initiative cool. Du wurdest als Kind ernst genommen. Dann habe ich aber auch lernen müssen, dass alles ewig dauert und nichts passiert.

Anschließend waren Sie im Jugendrat aktiv. Waren Sie damals auch schon der mit der größten Klappe?
Ich glaube, das war ich schon ziemlich früh. Auf dem Zeppelin-Gymnasium war ich Schülersprecher. Eines Tages habe ich mich mit der Gasmaske vor die Schule gesetzt und die Autos gezählt. Das gab dann hinterher Ärger, weil der viele Verkehr schlecht war für das Image der Schule. Ich habe mich auch früh für Themen wie die globale Gerechtigkeit und die Energiewende interessiert, schon nach dem Klimagipfel 1993 in Rio.

Damals waren Sie 13. Warum sind Sie mit diesen Themen eigentlich nie bei den Grünen gelandet?
Die waren mir zu langweilig. Es hat mich nicht interessiert, auf diese Weise in den Politikbetrieb reinzugehen. Parteien sind nicht die Orte von innovativen Entwicklungen. Ich wollte lieber selber machen, so bin ich geprägt. Die Bürgerbeteiligung zu Stuttgart 21 im Jahr 1997 war genial. Da durften die Menschen selbst sagen, was ihnen in Stuttgart wichtig ist und wie das Viertel, in dem sie leben, aussehen soll. Das lief ohne Verbands- oder Parteiinteressen.