Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stilcheck. Heute: Hannes Wolf. Ein flott gekleideter Trainer ohne Fortune.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Allwöchentlich gibt es mindestens einen Zeitgenossen, in dessen Haut man nie und nimmer stecken möchte. Und in diesen Tagen ist es Hannes Wolf, der noch amtierende, demnächst beurlaubte und viel gescholtene Trainer des Hamburger SV.

 

Synthetische Uniform

Der Fußballbundesligist hat den direkten Wiederaufstieg so gut wie sicher nicht geschafft, bleibt auch in der nächsten Saison zweitklassig, was bei den Fans des Traditionsvereins bitter aufgestoßen ist. Maßgeblichen Anteil an der Blamage hat Wolf, zu dessen Markenzeichen die Trainingskluft und der strenge Mitarbeiter-der-Woche-Scheitel gehört. Der 38-Jährige wirkt stets wie ein kompromissloser Malocher in seiner synthetischen Uniform, der in der körperbetonten Trainingshose schläft, isst, Fans beglückt, Spieler betreut, am Spielfeldrand die Faust ballt und mit den Journalisten freundlich-distanziert über die Aufstellung spricht. Und wenn niemand guckt, rennt er noch mal eine Runde ums Stadion. Seiner sportlich-dynamischen Verkleidung entspricht eine floskelhafte, wie auswendiggelernte Sprache, die den Menschen zu Maschinen degradiert. In Interview heißt es dann gern mal, die Jungs „müssen Gas geben“, manchmal auch „Vollgas“. Oder die „Jungs müssen Substanz entwickeln“ und „müssen fokussiert bleiben“. Immer muss jemand „müssen“. Diese Worthülsen sollen technisch-analytisch klingen, fühlen sich aber an wie ein kratzender Trainingsanzug, der am Ende viel mehr verspricht als er halten kann.