Mit seinem „Herrentag“ hat Hans-Henner Hess im vergangenen Jahr einen echten Kracher gelandet. Doch „Der Bobmörder“, das zweite Abenteuer des trägen Anwalts Fickel, bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Das Phlegma ist wieder da: Hans-Henner Hesse lässt seinen trägen Anwalt Fickel, den Helden des „Herrentages“, wieder ermitteln. Diesmal muss sich der Jurist um die Oberhofer Bobfahrerszene kümmern, der er zu DDR-Zeiten mit bemerkenswertem Misserfolg ebenfalls angehörte. „Der Bobmörder“ heißt das neueste Abenteuer der Meininger Terminhure (so nennt man Anwälte, die am Gericht herumlungern, in der Hoffnung auf ein Mandat als Lückenbüßer für einen kurzfristig verhinderten Kollegen).

 

Nach dem unbestreitbar unterhaltsamen Erstling nun also der Zweitling. Doch wo Hess im vergangenen Jahr noch mit krachendem Humor punktete – man musste schon etwas schmallippig disponiert sein, um die Qualitäten des „Herrentags“ zu ignorieren –, ist er jetzt im Bereich des Regionalkrimis angekommen, dessen Kolorit ganz putzig sein mag, der es aber über den Freistaat Thüringen hinaus schwer haben dürfte.

Die juristischen Spitzen, die dem „Herrentag“ viel von seiner Energie gaben, sind vorhersehbarer, das Mit- und vor allem Neben- und Gegeneinander der Männer und Frauen ebenso, und für die Bob-Szene der Vor- und Nach-Wendezeit kann man sich interessieren, muss man aber nicht.

So bleibt nach knapp der Hälfte aller Seiten die Erkenntnis, dass der Fickel diesmal weit hinter seinem Potenzial zurückgeblieben ist. Humoristische Kracher jedenfalls sucht man bis zu diesem Zeitpunkt vergebens. Warten wir halt auf den Drittling.

Hans-Henner Hess: „Der Bobmörder“. DuMont Buchverlag, Köln. 352 Seiten, 9,99 Euro. Auch als E-Book, 7,99 Euro.