Im einstigen Hansa-Areal in Stuttgart-Möhringen entsteht derzeit eine nicht gerade radfahrerfreundliche Verbindung. Ein Anwohner geißelt die Planungen als „Denke aus den 70er Jahren“.

Möhringen - Auf dem ehemaligen Hansa-Gelände in Möhringen ist schon richtig viel zu sehen. Der Rohbau der neuen Feuerwache steht längst, einige der schicken neuen Mehrfamilienhäuser haben bereits ihre Fassade bekommen, und auch auf dem Stich der Sigmaringer Straße, der das neue Wohngebiet erschließt, ist bereits einiges passiert. Vor Kurzem wurden am Ende der Straße, dort, wo die Felder beginnen, eine Art Wendeplatte und Autostellplätze gebaut. Während Fußgänger nebendran auf einem Gehweg weiterhin ins Grüne und zum Riedsee gelangen, ist für Autos an der Stelle Schluss.

 

Und auch für Fahrradfahrer wird es eng. So, wie es jetzt ausschaut, können sie die beliebte Verbindung in Richtung Elfen- und Rembrandtstraße nicht mehr nutzen, sondern müssen künftig an der Stelle absteigen, ihr Rad einige Meter auf dem Gehweg schieben und können dann erst wieder aufsitzen. Christian Winter, ein Anwohner, schüttelt bei dem Anblick des Trottoirs den Kopf. „Warum, aus welchem Grund wird eine bestehende Verbindung gekappt?“ Er befürchtet: Hier sind die Radfahrer einfach vergessen worden. Dass die Stichstraße am Ende zugunsten von Parkplätzen verschlossen wurde, bezeichnet der Nachbar als „Denke aus den 70ern. Das ist nicht die Mobilität, die wir brauchen“. Das müsse das Stadtplanungsamt doch auf der Agenda haben. Er glaubt an einen Planungsfehler.

Anwohner vermutet Planungsfehler

Komplett abwegig ist diese Auffassung nicht. Zwar teilt Jasmin Bühler, eine Verwaltungssprecherin, für das Stadtplanungsamt mit: „Am Ende der Stichstraße wird es westlich der Stellplätze, die die Stichstraße abschließen, einen etwa 2,5 Meter breiten Durchgang für Fußgänger und Radfahrer zu den Feldwegen geben.“ Tatsächlich ist dieser Weg zwischen den beiden wuchtigen Randsteinen aber nur etwa 2,30 Meter breit. Laut der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung müssen Wege, die Radler und Passanten gemeinsam nutzen sollen, mindestens 2,50 Meter breit sein, wenngleich unter Paragraf 22 eingeräumt wird: „Ausnahmsweise und nach sorgfältiger Überprüfung kann von den Mindestmaßen dann, wenn es aufgrund der örtlichen oder verkehrlichen Verhältnisse erforderlich und verhältnismäßig ist, an kurzen Abschnitten (z. B. kurze Engstelle) unter Wahrung der Verkehrssicherheit abgewichen werden.“ Die Verwaltung wiederum bewertet das Ganze anders. Das Tiefbauamt rechnet die Randsteine zur Breite hinzu, erklärt Bühler. Es fehle noch die Asphaltdeckschicht, dann sei alles auf einem Niveau.

Weitere Radrouten vorgesehen

Darüber hinaus verweist die Sprecherin auf weitere Radrouten hin, die es nach Ende der Arbeiten geben soll. Auch westlich der Feuerwache und im weiteren Verlauf zwischen dem Schulsportplatz und dem neuen Wohngebiet werde ein Verbindungsweg für Fußgänger und Radler zwischen dem Feldweg in Verlängerung der Elfenstraße und der Sigmaringer Straße eingerichtet. In Ost-West-Richtung soll das neue Quartier ebenfalls für Radfahrer passierbar sein. Bühler räumt allerdings ein, dass das alles für Fahrradfans womöglich noch nicht ersichtlich sei. „Durch die noch laufenden Bauarbeiten kann es sein, dass die Beschilderung noch nicht fertig ist und bisher auch Bauzäune den Weg einschränken.“