Nach dem Wechsel zu Sky Hits bleibt Harald Schmidt sich treu, die Zuschauer aber werden weniger.

Vermutlich Stuttgart - träumt Pierre M. Krause seit Jahren davon, mal in der gleichen Liga zu spielen wie Harald Schmidt. Jetzt ist es soweit, aber ganz anders, als sich das beide hätten träumen lassen. Wenn Schmidt beim Sender Sky Hits sein Publikum begrüßt, hat er womöglich noch weniger Zuschauer als Krause bei seinen Sendungen im ARD-Digitalsender Eins Plus. In ersten Meldungen nach der Premiere Schmidts im Bezahlfernsehen war nur von 20 000 Zuschauern die Rede, der Marktanteil habe bei 0,1 Prozent gelegen; das ist ein Bereich, in dem man kaum noch von seriöser Messung sprechen kann. Sky korrigierte die Zahl später auf 60 000 und wies darauf hin, dass die Show ja auch mit Smartphones und Tablets zu empfangen sei. Selbst wenn die Zuschauerzahl dadurch wider Erwarten in den sechsstelligen Bereich vorstoßen sollte: Es ist ein recht exklusiver Kreis, für den Schmidt nun seiner Arbeit nachgeht.

 

Andererseits hat er das schon immer getan. Spätestens seine Zeit als Moderator von „Verstehen Sie Spaß?“, als er konsequent an den Erwartungen des Samstagabendpublikums vorbeimoderierte, hat dies verdeutlicht. Und wenn es nun in der Eigenwerbung für die Bezahlplattform heißt, Schmidt sei „endlich angekommen beim besseren Fernsehen“, entspricht das durchaus dem elitären Anspruch, den dieser seit Jahren verkörpert. Dass nur jeder Fünfzigste der drei Millionen Sky-Abonnenten die Gelegenheit wahrgenommen hat, der ausdrücklich für alle Kunden freigeschalteten Premiere beizuwohnen, zeigt bloß, dass die Zuschauerschaft im Pay-TV auch keinen anderen Geschmack hat als der Rest der Fernsehrepublik.

Chefsatiriker des deutschen Fernsehens

Dennoch waren die Erwartungen offenkundig groß, wie die Reaktionen in den einschlägigen Internetforen zeigen. Anscheinend sind die Schmidt-Fans der Meinung, im geschlossenen Nutzerkreis könne der Chefsatiriker des deutschen Fernsehens endlich ohne Rücksicht auf Verluste agieren. Dabei hat er genau dies zum Verdruss der Quotenzähler von Sat 1 und zur gelegentlichen Verzweiflung der sensiblen ARD-Gremien schon immer getan.

Deshalb war es im Grunde auch nicht weiter überraschend, dass sich die „Harald Schmidt Show“ bei Sky Hits allenfalls marginal von der Sendung bei Sat 1 unterscheidet. Das ist sowohl eine gute wie auch eine schlechte Nachricht, denn die Plaudereien zum Abschluss waren schon immer der große Schwachpunkt des Konzepts: Wenn Schmidt keine Gesprächspartner auf Augenhöhe hat, tendiert der Unterhaltungswert in der Regel gen null.

Anna Fischer zum Beispiel ist als Schauspielerin fraglos sehenswert, aber hätte sich Schmidt für den Smalltalk einen x-beliebigen Gast aus dem Studiopublikum geholt, wäre das womöglich sogar witziger gewesen. Zwar war auch der Austausch mit den Musikerinnen Sol Gabetta und Hélène Grimaud in der Premierenausgabe nicht viel ergiebiger, zumal Schmidt nicht besonders gut vorbereitet war, aber die beiden Damen hatten doch deutlich mehr zu sagen als die reichlich unergiebige junge Schauspielerin.

Ungewohnter Zeitdruck

Ohnehin sah sich getäuscht, wer sich von Schmidt bei Sky ein Feuerwerk erhofft hat. Er lädt jetzt seit siebzehn Jahren zur spätabendlichen Unterhaltung. Es war schon deshalb kaum damit zu rechnen, dass er sein Format neu erfinden würde, weil das schlicht nicht geht; zumindest wäre es dann keine „Late Night Show“ mehr. Deshalb hat sich weder am Konzept noch an der Qualität etwas geändert.

Die Sendung ist nach wie vor eine Wundertüte, die durchaus ihre genialen Momente hat, oft aber auch bloß eine ganz gewöhnliche Comedy-Show ist. Neu ist allerdings der ungewohnte Zeitdruck: Bei Sky hat Schmidt netto bloß eine gute halbe Stunde, weil es mittendrin eine Werbeunterbrechung gibt und fünf vor elf Schluss ist. Darunter litten bislang vor allem die Auftritte der zum Ensemble gehörenden Mitstreiter Klaas Heufer-Umlauf und Pierre M. Krause, die schon wieder Feierabend hatten, als sie gerade warm wurden.

Bei Sky nahm man den mauen Auftakt sportlich. Kosten und Ertrag stehen zwar in krassem Missverhältnis, denn Schmidt wird sich auch dem Bezahlfernsehen teuer verkauft haben, aber als Werbe- und Imagefaktor ist er natürlich ein großer Gewinn. Dass seine bösen Seitenhiebe auch vor dem eigenen Nest nicht haltmachen, war den Senderchefs vermutlich klar. Sollten sie auf bessere Zuschauerzahlen gehofft haben, sind sie nun unsanft geerdet worden.