Die Auslastung in der Palazzo-Saison 2022/2023 war fast so hoch wie vor Corona – doch extrem steigende Kosten stellen „die Rentabilität auf eine harte Probe“, sagt Chefin Michaela Töpfer. Am Sonntag verabschiedet sich das Dinnerzelt aus Stuttgart.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Die Sehnsucht, die schönen Seiten des Lebens nachzuholen, die in der Pandemie ruhen mussten, wird seit vergangenem November bei der First-Class-Show „Ladies First“ im Dinnerzelt Palazzo auf dem Cannstatter Wasen fulminant erfüllt. Einig sind sich viele Gäste: Spitzenkoch Harald Wohlfahrt muss die Coronapause genutzt haben, um noch kreativer und mutiger zu werden. Am kommenden Sonntag wird sein Team zum letzten Mal in dieser langen Wintersaison die Menüs servieren, ob mit der Maispoulardenbrust oder mit Linsencurry mit Kürbisgnocchi für Vegetarier.

 

Die Bilanz der Veranstalter fällt positiv aus – was die Auslastung betrifft. „Unsere Erwartungen wurden mit Blick auf die Gesamtsituation der Menschen in Deutschland übertroffen“, erklärt Palazzo-Sprecher Bernd Zerbin auf Anfrage unserer Zeitung. Doch Sorgen bereitet dem Unternehmen mit Sitz in Hamburg „die erheblich zum Negativen veränderte Kostensituation“.

„Der enorme Kraftakt hat sich am Ende gelohnt“

Besuchszahlen allein für Stuttgart will Zerbin nicht nennen. Aus „organisatorischen und internen Gründen“ könne er nur mitteilen, dass sein Unternehmen in der nun auslaufenden Saison an fünf Standorten insgesamt 140 000 Gäste angelockt hat. Damit habe man bei der Auslastung fast das Niveau von 2019/2020, also vor der Pandemie, erreicht. Man liege nur wenige Prozentpunkte hinter der Bilanz vor Corona.

Palazzo-Geschäftsführerin Michaela Töpfer spricht von der „mit Abstand herausforderndsten Spielzeit, die es für uns je gegeben hat“. Doch der enorme Kraftakt habe sich am Ende gelohnt. Wie viele andere Kultur- und Gastronomie-Betriebe habe sich das Palazzo „den Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs, stetig steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, einer immer neue Höhen erklimmenden Inflationsrate sowie der spürbaren Verunsicherung der Menschen, mit der eine Veränderung des Freizeit- und Konsumverhaltens einher ging“ stellen müssen.

Offen spricht die Chefin über das, was ihre Freude trübt: Die explodierenden Kosten in nahezu allen Breichen seien „kaum noch tragbar“. Michaela Töpfer fürchtet, „dass wir noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben“. Man habe einen Punkt erreicht, an dem es nicht mehr möglich sei, gestiegene Ausgaben von zum Teil mehr als 50 Prozent durch Einsparungen in anderen Bereichen zu kompensieren.

Trotz der Unwägbarkeiten ist die Geschäftsführerin froh, dass ihr großes Team dem Publikum „Zerstreuung, Genuss und Lebenslust“ in schwieriger Zeit ermöglichen konnte. Der Blick geht deshalb nach vorn. Geschirr, Küchenutensilien, Mobiliar und das Spiegelzelt werden nun für acht Monate in Containern verpackt. Im Herbst startet die neue Saison, für die es von Mai an Karten im Vorverkauf gibt.