Die Teilauswanderungspläne von Prinz Harry und seiner Frau Meghan stoßen in Kanada selbst auf ein geteiltes Echo. Jetzt hat sich auch der kanadische Premierminister dazu geäußert.

Ottawa - Kanada ist eine Monarchie. Und als solche offen für Royals, die zu Besuch kommen. Sie als ständige Bewohner ihres Landes zu sehen, ist aber auch für die monarchiefreundlichen Kanadier gewöhnungsbedürftig. Ein Umzug, wie ihn nun Prinz Harry (35) und seine Frau Meghan (38) planen, ist politisch und rechtlich nicht ganz einfach. Hinzu kommt eine weitere wichtige Frage: Wer zahlt für die Royals, wenn sie nicht als Mitglieder des Königshauses Kanada einen offiziellen Besuch abstatten, sondern halbprivat hier residieren wollen?

 

Wer bezahlt die Sicherheitskosten?

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte dazu am Montagabend im kanadischen Fernsehen: „Ich glaube, die meisten Kanadier stehen der Idee, Royals hier zu haben, sehr unterstützend gegenüber. Aber wie das aussieht und welche Art von Kosten das beinhaltet, darüber gibt es noch viele Diskussionen zu führen.“ Finanzminister Bill Morneau dementierte die Behauptung, Ottawa habe bereits zugestimmt, die Sicherheitskosten für die Royals zu tragen: Die Regierung habe diese Angelegenheit noch nicht einmal diskutiert.

Königin Elizabeth II liebt Kanada

Freundlicher formulierte es eine Kanadierin, vom Sender CBC befragt, ob Harry und Meghan sich in Kanada niederlassen sollen: „Ja, bitte kommt“, sagte sie. Aber die Vorstellung, dass möglicherweise Kanada die Kosten für die Sicherheit der königlichen Familie tragen müsste, erschreckt doch einige, die in einem der vielen Royal-Oak-Pubs in Ottawa ihr Bier schlürfen. Anderen dagegen ist das gleichgültig: „I don’t care“, heißt es mehrfach.

Nach dem Gipfel von Schloss Sandringham hatte Königin Elizabeth II. eine Erklärung verbreiten lassen, in der sie ihr Einverständnis zu einer Übergangsphase erklärt. Sie unterstütze Harrys und Meghans Wunsch, ein neues Leben als junge Familie aufzubauen, erklärte die Großmutter von Harry. Dass sich der Herzog und die Herzogin von Sussex Kanada ausgesucht haben, hat ihr diese Entscheidung sicher leichter gemacht. Königin Elizabeth liebt Kanada. Kaum ein anderes Land des Commonwealth hat sie so oft besucht. Im hohen Alter von 84 Jahren hatte sie 2010 letztmals Kanada besucht. Es war ihre 22. Visite in ihrem nordamerikanischen Reich. „Als Königin von Kanada seit fast sechs Jahrzehnten bleibt mein Stolz in dieses Land ungetrübt“, sagte die Monarchin damals, als sie am 1. Juli, dem kanadischen Nationalfeiertag, vor dem Parlament Hunderttausende jubelnde Untertanen sah.

Können Harry und Meghan überhaupt in Kanada wohnen?

Kanada, eine frühere britische Kolonie, ist ein unabhängiger Staat, zugleich aber eine konstitutionelle Monarchie im Commonwealth. Elizabeth II. ist Staatsoberhaupt. Wenn sie Kanada besucht, ist sie die „Queen of Canada“. Vertreten wird sie in ihrer Abwesenheit durch die Generalgouverneurin Julie Payette.

Aber Kanadas Monarchie ist weitgehend virtuell, wie die Zeitung „Globe and Mail“ in einem Leitartikel feststellt. „Unsere Royals leben nicht hier. Sie regieren aus der Distanz. Nahe an unseren Herzen, aber weit entfernt von unserem Herd.“ Es würde konstitutionellen Gepflogenheiten widersprechen und ein „unausgesprochenes konstitutionelles Tabu brechen“, wenn ein Mitglied der königlichen Familie in Kanada residieren würde. Kanada heiße Menschen aller Glaubensrichtungen, Nationalitäten und Rassen willkommen, aber für ranghohe Mitglieder der königlichen Familie könne Kanada nicht Wohnsitz werden. Dies müsse die Regierung dem Königshaus deutlich machen.

Meghan sollte den Einwanderungsantrag stellen

Über die Umzugspläne machen sich bereits Juristen Gedanken. Als Besucher können Harry und Meghan jederzeit kommen, für ein längeres Aufenthaltsrecht müssten sie aber das Einwanderungsverfahren durchlaufen. „Harry und Meghan brauchen einen guten Einwanderungsanwalt, wenn sie in Kanada leben wollen“, schreibt die „Globe and Mail“. Der Einwanderungsanwalt Richard Kurland in Vancouver empfiehlt dem Paar, dass in diesem Fall Meghan die Hauptantragstellerin sein sollte, weil sie bereits in Kanada gelebt und gearbeitet habe und als selbstständige Kulturschaffende das Aufenthaltsrecht bekommen könnte.

Harry müsste sich einem Sprachtest unterziehen

Ihr Mann Harry wäre dann der „begleitende Abhängige“. Da Harry nie in Kanada gearbeitet habe und auch kein Diplom einer kanadischen Uni vorweisen könne, hat er nach Einschätzung eines anderen Anwalts keine besonders guten Karten nach dem Punktesystem des kanadischen Einwanderungsgesetzes. Und er müsste sich, berichten Medien, sogar einem Sprachtest in Englisch oder Französisch unterziehen.