Harzberghalle in Großbottwar Die Stadt muss ins Risiko

Die Holzträger im Boden der Harzberghalle sind „batschnass“. Noch ist unklar, wann die nagelneue Halle wieder eröffnen kann. Foto: Werner Kuhnle

Um bei der Behebung des Wasserschadens endlich voranzukommen, soll nun der Boden der neuen Stadthalle geöffnet werden. Das birgt Gefahren.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Die Feststellung, dass die Harzberghalle ein Großbottwarer Sorgenkind ist, ist schon untertrieben. Das Thema treibt die Kommune seit mehr als zwei Jahren um. Seit Mai 2022 ist die nagelneue Stadthalle im Winzerhäuser Tal geschlossen. Nachdem die offizielle Eröffnung gerade mal rund ein halbes Jahr zuvor war. Der Grund dafür ist ein Wasserschaden.

 

Seither dauert das Gerangel von Anwälten, Gutachtern, Versicherungen, beteiligten Firmen et cetera an. Passiert ist relativ wenig, was auf eine baldige Wiedereröffnung der hoffen ließe. Auch wenn die Hoffnung immer da war.

Zunächst gab es mit der Hauptzuleitung der Heizung in der Halle ein Problem, im Frühjahr 2022 kam zutage, dass wegen eines defekten Ventils hinter einer Wand in der Künstlergarderobe Wasser ausgelaufen war. Der Versuch scheiterte, die Wasserschäden in der Holzkonstruktion mit Bautrocknern wieder in den Griff zu bekommen. Im Herbst 2022 war, so sah es aus, die Halle zwar wieder trocken, doch durch den Wassereintritt hatte sich ein holzzersetzender Pilz breitgemacht.

Inzwischen ist auch klar, dass sich doch noch Feuchtigkeit im Untergrund befindet. Was besonders bitter ist, da die Halle in Holzständerbauweise errichtet wurde. Im Zuge des Beweissicherungsverfahrens wurden vor einigen Monaten Bauteile geöffnet. Dabei kam heraus, dass die Holzkonstruktion im Bereich von hochbelasteten Stützstielen stark durchfeuchtet ist.

Die Kommune befindet sich nun – wieder einmal – in einer Zwickmühle. Denn um das ganze Ausmaß des Schadens zu ermitteln und auch, um die Feuchtigkeit aus den Stützen herauszubekommen, muss noch deutlich mehr vom Hallenboden geöffnet werden. Tut man das, wird der geschliffene Betonboden leiden. Man kann ihn nicht wieder schließen, ohne Narben zu hinterlassen.

Außerdem läuft man beim Öffnen des Hallenbodens Gefahr, darunterliegende Leitungen, etwa die der Fußbodenheizung, zu beschädigen. Und auf diesen Kosten könnte die Stadt dann sitzenbleiben. Darauf wies der Anwalt der Stadt Großbottwar, Steffen Albrecht, in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch hin.

Dieses Risiko, so wurde deutlich, wollen die Stadträte aber eingehen. „Es geht nicht mehr. Der Schaden am Ständerwerk wird immer größer“, sagte Thomas Stigler (FBWV). Er sei „verschnupft. Wir warten und warten und warten, dass da draußen irgendetwas passiert.“ Seit die Feuchtigkeit an den Stützen entdeckt worden sei, „sind schon wieder drei Monate vergangen. Und das Wasser sucht sich weiter seinen Weg.“ Sein Fraktionskollege Markus Brosi blies ins selbe Horn. „Die Hauptträger sind batschnass. Es wäre grob fahrlässig, da weiter abzuwarten.“

Der Architekt der Harzberghalle, Michael Jöllenbeck, war ebenfalls in der Gemeinderatssitzung. Auch er sprach sich vorsichtig dafür aus, jetzt den Boden zu öffnen – „mit den Risiken, die der Anwalt beschrieben hat“. Doch anders könne man das Problem wohl nicht beheben. Das weitere Vorgehen könnte dann so aussehen, dass die Leitungen, die nicht im Boden bleiben können, umverlegt werden und künftig an den Wänden und an der Decke verlaufen.

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