Gegen Hasskommentare im Internet kann man vorgehen. Aber man sollte einiges beachten. Wir geben Tipps, wie man Beweise sammelt, an wen man sich wenden kann und was man auf keinen Fall tun sollte.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Viele halten soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook für einen rechtsfreien Raum und verbreiten ungeniert Hassbotschaften und Beleidigungen. Wer im Internet auf solche so genannte Hate Speech stößt und sie melden möchte, sollte unbedingt einen Screenshot anfertigen. Denn schnell können solche Hasstiraden auch wieder gelöscht sein.

 

Der selbst von einem üblen Shitstorm betroffene Journalist Richard Gutjahr gibt dazu auf seinem Blog umfassende Hinweise. Demnach sei es wichtig, vorangegangene Fotos, Kommentare oder Artikel, auf die sich ein möglicherweise strafrechtlich relevanter Kommentar bezieht, ebenfalls im Screenshot festzuhalten. Auch Datum und Uhrzeit des Kommentars sollten dokumentiert werden. Dazu muss das Uhrzeitfenster neben dem Kommentar geöffnet werden.

An die Identifizierung des Täters denken

Viele schreiben ihre Hasskommentare unter Pseudonym. Um dennoch eine spätere Identifizierung zu ermöglichen, sollte die User-ID des Täters festgehalten werden. Dafür ist es am einfachsten, die URL-Adresse abzufotografieren. Sie erscheint im Browser, wenn man das Facebook- oder Youtube-Profil des Täters öffnet.

Das eigene Profilbild und die Profilbilder seiner Freunde und Bekannte, die zum Beispiel bei Facebook am Rand aufscheinen, sollte man schwärzen, um keine Rückschlüsse zu ermöglichen. Kommt es zu einem Strafverfahren, hat nämlich auch die Gegenseite ein Recht auf Akteneinsicht.

Die Meldestelle hilft

Wer einen Fall von Hate Speech melden möchte, muss nicht selbst zur Polizei. Er kann sich unter der Adresse https://demokratiezentrum-bw.de/demokratiezentrum/vorfall-melden/ an das Demokratiezentrum der Jugendstiftung Baden-Württemberg wenden. Die dortige Meldestelle erstattet dann gegebenenfalls Anzeige beim Landeskriminalamt und beantragt bei der entsprechenden Internetplattform die Löschung des Beitrags. Der Meldende bleibt in diesem Verfahren anonym und wird lediglich über den weiteren Ablauf von der Meldestelle informiert.

Allerdings kann das Demokratiezentrum nur so genannte Offizialdelikte wie Volksverhetzung oder die Aufforderung zu Straftaten oder deren Billigung anzeigen. Bei persönlichen Beleidigungen muss der Betroffene selbst Anzeige erstatten. Hier hilft die Berliner Plattform HateAid.

Gegenrede ist gut, aber nicht allein

Wer auf Hasskommentare mit einer Gegenrede antworten möchte, sollte dies nicht alleine tun. Oft stehen auf der anderen Seite organisierte Gruppen, die einen in einer Diskussion auseinander nehmen. Hilfestellung organisiert unter anderem die Bürgerrechtsbewegung Reconquista Internet, die sich für „Liebe und Vernunft im Internet und eine Zivilisierung des gesellschaftlichen Diskurses in den sozialen Netzwerken“ einsetzt.