Über das Jahr erhalten unsere Redakteure viele Leserbriefe. Darin werden Zuspruch, Anmerkungen und Kritik geäußert. Aber es gibt auch eine ganze Menge Wut. Zwischen den Jahren haben wir ein paar Briefe aus der unteren Schublade zusammengetragen, als Gesprächsangebot.

Stuttgart - Unsere Kollegen haben die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um ihre Schreibtische aufzuräumen und die Post zu ordnen. Neben freundlichen, ermutigenden und kritischen Zuschriften erreichen uns täglich auch wutentbrannte Kommentare und Leserbriefe.

 

Hass ist journalistischer Alltag

Auch bei manchen unserer Leser ist der Ton in den letzten Jahren rauer geworden. Dafür wird es Gründe geben, die wir ernst nehmen und mit denen wir uns journalistisch auseinandersetzen. Wir versuchen Kommentarspalten sachlich zu moderieren und beantworten Leserbriefe, sofern sie nicht reine Beleidigungen oder gar strafrechtlich relevante Texte darstellen. Mitunter stehen unsere Kollegen aber auch ratlos Demonstranten oder Lesertexten gegenüber, angesichts der Wut, die sich teilweise Bahn bricht.

Gesellschaftlicher Diskurs verändert sich

Was früher nicht sagbar schien, wird heute gesagt und das auch häufig unter Klarnamen mit Adresse und Telefonnummer. Dass Sprache Realität formt und die Wut aus den sozialen Netzwerken ebenfalls Taten nach sich zieht, ließ sich im letzten und bereits vorangehenden Jahr beobachten. Ein Blick in die aktuelle Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamtes zeigt etwa, dass im Jahr 2018 rechtsmotivierte, fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten im Bereich Hasskriminalität gegenüber dem Jahr 2017 um knapp 20 Prozent angestiegen sind.

Etwas Wut zurückgeben

Wir haben uns entschlossen eine kleine Auswahl strafrechtlich nicht relevanter Texte aus dem letzten Jahr anonymisiert zusammenzutragen. Damit wollen wir niemanden angreifen und noch viel weniger wollen wir, Hetze oder Hass mehr Raum geben, als sie bereits schon haben. Aber wir wollen unseren Kollegen und auch unseren Lesern versichern, dass wir uns auch im neuen Jahr nicht einschüchtern lassen werden. Wir werden 2020 gerne mit allen im Gespräch bleiben, die sich an unsere Netiquette halten und wir setzen uns weiterhin auch dafür ein, dass mit den anderen ein Gespräch möglich bleibt.