Der Österreicher Toto Wolff soll als Nachfolger von Norbert Haug die Silberpfeile aus der Krise und zu Erfolgen führen. „Wir werden gemeinsam mit ihm und Niki Lauda unsere Motorsportaktivitäten weiterentwickeln“, sagt Daimler-Chef Zetsche.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Da Torger Christian Wolff ein bisserl lang ist, nennt sich der österreichische Ex-Rennfahrer und heutige Geschäftsmann einfach nur Toto Wolff. Das ist kurz und griffig. Wenn künftig also Fragen auftauchen beim Formel-1-Team Mercedes-GP – bitte an Toto wenden. Früher hieß es da immer: Fragen Sie Nobby.

 

Nobby ist der im Dezember 2012 als Mercedes-Motorsportchef verabschiedete Norbert Haug. Toto Wolff ist seit Montag nun offiziell dessen Nachfolger. Er wurde vom Daimler-Konzern aber nicht als Motorsportchef vorgestellt, sondern als Executive Director. Wolff soll, wie früher Haug, zuständig sein für das DTM-Engagement der Stuttgarter und natürlich auch für die Formel-1-Mannschaft. Im Umlauf befindliche Gerüchte, wonach Haugs Stelle nicht wieder besetzt werden solle, erweisen sich damit als die üblichen Produkte einer gesprächigen Branche.

Wolff denkt nur noch für den Stern

Toto Wolff ist Österreicher – genauso wie Niki Lauda, der schon seit Wochen feststeht als Aufsichtsratsvorsitzender der Mercedes-Benz Grand-Prix Ltd. Beide, Wolff und Lauda, sind in Wien geboren. Und beide sind erfolgreiche Geschäftsmänner. Deshalb steigen sie auch Gesellschafter des Formel-1-Teams ein. Sie bringen also nicht nur Geld mit, sondern auch Know how – denn sie kennen das Geschäft von der Pike auf. Lauda war dreifacher Formel-1-Weltmeister, und Wolff machte sich einen – wenn auch nicht ganz so großen – Namen als Pilot in der Fia-GT-Meisterschaft sowie bei den 24 Stunden am Nürburgring. Erst 2009 erzielte der 41-Jährige auf der Nordschleife einen neuen Rundenrekord mit einem Fahrzeug ohne Turbolader: in einem Porsche 997 GT3 RSR.

Künftig fühlt und denkt Toto Wolff aber nur noch für den Stern. Die Neuordnung von Mercedes ist in der Schaltzentrale also überwiegend österreichisch geprägt. Zusammen mit dem britischen Rennstrategen Ross Brawn komplettieren Lauda als kontrollierender Aufsichtsratsvorsitzender und Wolff als Executive Director nun das Führungsteam des Rennstalls. „Toto Wolff hat als Unternehmer, Investor und Motorsport-Manager bewiesen, dass er diesen Sport im Blut hat und gleichzeitig die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Geschäftes kennt“, sagt der Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche über den neuen Mann, der nicht nur ein erfahrener Motorsportler sei, sondern auch ein langjähriger Begleiter der Marke. „Wir werden gemeinsam mit ihm und Niki Lauda unsere Motorsportaktivitäten weiterentwickeln, um unsere Silberpfeile in die nächste Ära zu führen“, sagt Zetsche.

Teilhaber am Formel-1-Team Williams

Toto Wolff ist ein viel beschäftigter Mann. Er managt Rennfahrer, ist Teilhaber am Formel-1-Team Williams. Als Inhaber mehrerer Investmentfirmen unterstützt er unter anderem die HWA AG in Affalterbach, wo die DTM-Autos von Mercedes gebaut werden, und er sitzt auch im Aufsichtsrat der Mercedes-Tochter. Insofern ist Toto Wolff ein Mann aus den eigenen Reihen, einer mit Stallgeruch und guten Kenntnissen über die Abläufe innerhalb des Unternehmens. Während seiner Tätigkeit bei HWA lernte er auch seine Frau Susie Wolff kennen. Die Britin steuerte sieben Jahre lang überwiegend unter ihrem Mädchennamen Stoddart einen DTM-Mercedes; 2012 beendete sie dieses Engagement.

Ihr Gatte freut sich derweil auf seinen neuen Job. Den Aufbau des Silberpfeil-Teams, das drei Jahre lang erstaunlich erfolglos in der Formel 1 mitfuhr, bewertet er als eine spannendste Aufgabe. „Ich freue mich auf die Herausforderung und möchte neben den Vorbereitungen für eine erfolgreiche Rennsaison insbesondere auch eine gezielte Nachwuchsförderung in Angriff nehmen“, sagt Toto Wolff. Er weiß wohl, was zu tun ist. Seit Juli 2012 gehört er der Geschäftsführung des Williams-Teams an, ein Engagement, dass er jetzt aber aufgibt. Doch Aktionär von Williams, das wird er bleiben – und der Konkurrenz insofern noch ein bisserl die Daumen drücken.