Normalerweise ist sie der Jahreshöhepunkt auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach: die Hengstparade. Doch Corona hat auch dieser Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Alltag auf dem Gestüt geht trotzdem weiter.

Gomadingen - Anfang Oktober ist auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach eigentlich Zeit für die Hengstparaden – doch dieses Jahr hat das Coronavirus dazwischengefunkt und das Event musste abgesagt werden. 8000 Menschen passen in die Arena, die Veranstaltungen sind in der Regel ausverkauft. Dem Gestüt fehlt damit eine wichtige Einnahmequelle, doch der normale Betrieb muss weitergehen.

 

Seit über 500 Jahren gibt es das Haupt- und Landgestüt. Wo früher nur das Haus der Gestütsverwaltung stand, kamen über die Jahre weitere Gebäude hinzu. Bauwerke verschiedenster Epochen sammeln sich heute rund um den Brunnen im Gestütshof. „Marbach atmet Geschichte“, sagt Landesoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Das Gestüt als Ganzes sei etwas ganz Besonderes: Von den Stutenherden mit den Fohlen über den Reitsport und die vielen Auszubildenden bis hin zu den alten Pferden, die in Marbach ihren Lebensabend genießen können, fasziniere sie das Gesamtpaket. „Das alles auf der Basis unserer eigenen Landwirtschaft, in der Natur der schwäbischen Alb und geöffnet für Besucher, das ist das Besondere“.

Das Pferd mit eigener Facebook-Seite

Von Velsen-Zerweck schlendert gerne über das Gestüt und verbringt die Zeit außerhalb des Büros bei den Pferden. Die Marbacher Vollbluthengste sind für sie ein Weltkulturerbe. Seit 2017 steht ein ganz besonderes Exemplar im Stall: Silvery Moon xx. Der Schecke blickt mit einem braunen und einem blauen Auge aus seiner Box. Mit seiner sehr speziellen Fellfarbe sei er „bekannt wie ein bunter Hund“. Das in jungen Jahren erfolgreiche Galopprennpferd habe viele Fans: „Er hat sogar eine eigene Facebook-Seite“, sagt von Velsen-Zerweck.

Welches Pferd das wertvollste im Stall ist, kann sie nicht sagen: „Natürlich haben die Pferde einen Wert auf dem Papier“. Man könne einem Lebewesen jedoch schwer einen monetären Wert zuordnen. Die Pferde, die das Gestüt verkauft, kosten durchschnittlich 13.000 Euro.

Jeden Herbst ist es für die neue Generation Marbacher Pferde an der Zeit auszuziehen. Acht Höfe und Vorwerke gehören zum Haupt- und Landgestüt. Die Fohlen sind nach einigen Monaten alt genug, um ihre restliche Kindheit mit Gleichaltrigen auf einem der Vorwerke zu verbringen. Stutenmeister Klaus Niethammer ist die ersten Monate ihres Lebens für die Fohlen verantwortlich. Von der Geburt an sollen sie an den Menschen gewöhnt werden.

Über 500 Pferde beherbergen die Marbacher Höfe, mehr als die Hälfte davon sind auch im Besitz des Gestüts. Normalerweise stellt die Hengstparade im Herbst den Höhepunkt des Jahres dar und Interessierte aus ganz Baden-Württemberg bekommen einen Einblick in die Arbeit auf einem Haupt- und Landgestüt.

Auch wenn das große Fest in diesem Jahr coronabedingt ausfallen muss, ist das Gestüt weiterhin für Besucher geöffnet. Landesoberstallmeisterin von Velsen-Zerweck lädt zu Planwagenfahrten ein. „Wenn es im Winter ausreichend Schnee hat, dann bieten wir auch Schlittenfahrten an“. Nur die Stallungen seien aufgrund der Pandemie derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen.