Es gibt neue Zweifel, ob defekte Puffer die Ursache der Entgleisungen im Jahr 2012 waren. Die Experten der Bahn bleiben bei ihrer Ansicht. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel will sich erneut an die Regierung wenden.

Stuttgart - Wenig Interesse an Aufklärung“: So hatte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel aus Filderstadt (Kreis Esslingen) seine Pressemitteilung im November 2014 überschrieben, in welcher der Verkehrsexperte die Antwort der Bundesregierung auf seine Fragen zu den Zugentgleisungen auf Gleis 10 des Hauptbahnhofs im Jahr 2012 zusammenfasste. Daran scheint sich auch neun Monate später nichts geändert zu haben. Obwohl es nach Informationen der Stuttgarter Zeitung neue Hinweise gibt, dass die offiziell als Unfallursache genannte Überpufferung zumindest fraglich ist, bleibt die Bahn bei ihrer Darstellung. Gastel versucht nun, mit einer weiteren Anfrage die Problematik erneut aufzurollen. Sie soll in diesen Tagen an die Bundesregierung gehen.

 

Dreimal entgleisten Intercityzüge vor drei Jahren bei der Ausfahrt aus Gleis 10 auf Höhe der doppelten Kreuzungsweiche 227: zuerst am 24. Juli, dann am 29. September (beide Male die Kursnummer 2312) und wenig später auf einer Versuchsfahrt nochmals am 9. Oktober. Acht Menschen wurden leicht verletzt, der Sachschaden betrug rund zwei Millionen Euro. Das Gleis wurde monatelang gesperrt. Es kann seitdem nur unter speziellen Auflagen befahren werden – nämlich nur von beidseitig angetriebenen Zügen, um hohe Schubkräfte zu vermeiden. Auch für das Gleis 8 gelten bis heute ähnliche Beschränkungen. Dies führte in den Monaten danach regelmäßig zu Verspätungen im Zug- und S-Bahnverkehr. Auch heute noch gerät deshalb der Fahrplan immer wieder durcheinander.

Arbeiten im Zuge von Stuttgart 21

Bei der Ermittlung der Ursache zeigte sich die Bahn anfangs ziemlich ratlos. Eine heiße Spur gab es nach den ersten beiden Entgleisungen offenbar nicht. Um Licht ins Dunkel zu bringen und das Gleis 10 von den Betriebsauflagen des Eisenbahnbundesamts zu befreien, unternahm die Bahn dann am 9. Oktober die Versuchsfahrt mit einem geschobenen IC-Zug, der erneut entgleiste. Der damalige Konzernbevollmächtigte der Bahn im Südwesten, Eckart Fricke, beteuerte noch am gleichen Tag in einem TV-Interview, es habe zwar im Gleisfeld umfangreiche Umbauarbeiten gegeben, doch dafür gebe es genehmigte Pläne, die „geprüft“ und „freigegeben“ seien. Die Arbeiten im Gleisfeld waren wegen S 21 notwendig.