Vor sechs Jahren sind auf Gleis 10 im Stuttgarter Hauptbahnhof innerhalb weniger Monate drei Intercityzüge entgleist. Seitdem darf das Gleis nur von ICE-Zügen genutzt werden. Jetzt gibt es neue Pläne.

Stuttgart - Im Kampf um pünktlichere Regionalzüge soll in den nächsten Wochen ein Engpass im Stuttgarter Hauptbahnhof beseitigt werden. Das Gleis 10, auf dem im Jahr 2012 innerhalb weniger Wochen drei Intercity-Züge an einer Kreuzungsweiche entgleisten, wird offenbar so umgebaut, dass es vom kommenden Jahr an wieder für alle Züge genutzt werden kann. Seit den Unfällen darf das Gleis nur von ICE-Zügen angefahren werden. Bei einer Besichtigung des Stellwerks am Stuttgarter Hauptbahnhof hat Ministerialdirektor Uwe Lahl vom baden-württembergischen Verkehrsministerium nun darauf gepocht, dass der Umbau rasch realisiert wird. Vertreter der Bahn bestätigten zwar die Pläne, wollten sich dazu aber nicht konkret äußern. So sind weder Zeitplan noch Kosten bekannt. Offen bleibt auch, warum der Umbau erst jetzt in Angriff genommen wird.

 

Drei Unfälle in wenigen Wochen

Bei den drei Unfällen waren vor sechs Jahren acht Menschen leicht verletzt worden und ein Sachschaden von rund zwei Millionen Euro entstanden. Das Gleis 10 und zeitweise auch das Gleis 8 wurden danach gesperrt, was damals zu teils gravierenden Verspätungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr führte. Erst nach einigen Monaten durfte das Gleis 10 wieder befahren werden – aber nur von ICE-Zügen, weil die beidseitig angetrieben werden. Für alle anderen Züge, die von den Lokomotiven aus dem Kopfbahnhof geschoben werden, war das Gleis gesperrt. Das hing mit der Unfallursache zusammen: Die Puffer lagen in der S-Kurve beim Ausfahren nicht mehr aufeinander, sondern schoben sich übereinander und drückten die Waggons aus den Gleisen – die sogenannte Überpufferung. Allerdings sahen dies Kritiker anders: Ursache sei die wegen S-21-Arbeiten im Gleisvorfeld besondere Trassierung und ungewöhnlich enge Weichenverbindung.

Engpass im Hauptbahnhof

Unabhängig davon führt die Sperrung des Gleises 10 für Regionalzüge bis heute zu Problemen im Hauptbahnhof. Sie werden noch verschärft, weil es auch an den Gleisen 1 und 2 wegen S-21-Arbeiten Einschränkungen gibt. Die Folge: Es kommt zu Doppelbelegungen an den Bahnsteigen, wo also zwei Züge hintereinander halten, und die Aus- und Einfahrt in den Bahnhof wird komplizierter. Davon machte sich Lahl am Mittwoch im Stellwerk und bei einer Fahrt auf der Remsbahn ein Bild – und pünktlich gab es dazu Störungen auf der Strecke, die auch am Donnerstag noch andauerten.