Die geplante Hauptradroute 2 ist in Hedelfingen zum Reizthema geworden. Nicht alle sind begeistert von der Planung.

Hedelfingen - Es ist wohl eine schwierige Situation für die Beteiligten gewesen, als in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung in Hedelfingen der Fahrradbeauftragte der Stadt, Claus Köhnlein, die von der Verwaltung vorgeschlagenen und bereits vom Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) beschlossenen Pläne für die Hauptradroute 2 noch einmal vorgestellt und erklärt hat. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, bemängelten einige Bezirksbeiräte bei dem in der Sitzung vereinbarten gemeinsamen Vor-Ort-Termin. Lediglich einige kosmetische Korrekturen, die vom Bezirksbeirat angeregt worden waren, sind nun in der Planung eingearbeitet. „Es herrscht Unmut im Rat“, sagt Eberhard Schweizer von den Grünen, der selbst sehr für die Hauptradroute 2 ist. „Das ist schlechter Stil der Verwaltung“, sagt Dieter Bohnacker (CDU).

 

Die neue Route, die im kommenden Jahr für 3,5 Millionen Euro gebaut werden soll, wird Radfahrer von Hedelfingen über Wangen nach Stuttgart-Ost leiten und vom Hedelfinger Platz über die Hedelfinger, Ulmer Straße und Wangener Straße bis zur Landhausstraße und schließlich über Ostheim in die Innenstadt führen. Bei dem Umbau der betroffenen Straßen sollen rund 50 Stellplätze wegfallen und Fahrradstreifen in beide Richtungen entstehen.

Kritik an wegfallenden Parkplätzen

Das gefällt der CDU und den Freien Wählern im Bezirksbeirat Hedelfingen nicht. Sie führen zwei Hauptkritikpunkte an: Zum einen sei die Streckenführung entlang der Hedelfinger- und Ulmer Straße für Rad fahrende Familien mit Kindern zu gefährlich, wie Dieter Bohnacker (CDU) anmerkt. Zum anderen wird kritisiert, dass durch den Bau des neuen Radwegs fast 50 Stellplätze entfallen: „Wir sehen die durch die Hauptradroute entstehende Verkehrs- und Parkplatzsituation als problematisch an“, betont Mailin Frey von den Freien Wählern. Durch die Planung der Verwaltung sehen CDU und Freie Wähler noch mehr Staus und Parkplatzprobleme auf die Neckarvororte zukommen. „Der Ausbau der Alternativroute Höhbergstraße/Nähterstraße wäre uns lieber gewesen, und wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, da Familien mit Kindern diese Strecke dem geplanten neuen Radweg auf der Straße vorziehen werden“, sagt Mailin Frey.

Die Grünen sehen die Lage etwas anders: Gedacht sei die neue Strecke vor allem für Berufspendler, die statt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Fahrrad zum Arbeiten in die Stadt fahren wollen, wie Eberhard Schweizer erklärt. „Hier geht es um das Radfahren als Mittel zum Zweck, also als Verkehrsmittel und nicht als Freizeitvergnügen“, betont Schweizer. Deswegen sei die nun geplante Hauptradroute vorteilhafter als die von den bürgerlichen Fraktionen vorgeschlagene Alternativroute – zumal dort teilweise Steigungen von neun bis 14 Prozent zu bewältigen seien. Zudem sei die Alternative teilweise nicht beleuchtet, zu schmal und mit schlechtem Bodenbelag. „Es ist richtig, dass wir die Hauptradroute jetzt realisieren“, betont Schweizer, der selbst mit dem E-Bike zur Arbeit fährt. Wer weniger Autoverkehr, weniger Staus und bessere Luft in der Stadt haben wolle, müsse mehr Radwege bauen. Der Baubeschluss für die Hauptradroute 2 soll im Herbst kommen, die Vergabe ist für Dezember geplant. Baubeginn soll im März 2017 sein – und von Herbst 2017 an soll die neue Strecke für radelnde Pendler freigegeben werden.