Kritisch hinterfragen die Aktionäre den plötzlichen Zukauf des Cloud-Experten Ariba auf der Hauptversammlung. Beläuft sich der Preis doch auf 20 Prozent mehr als der letzte an der Börse notierte Marktwert von Ariba.

Mannheim - Die von SAP am späten Dienstagabend bekanntgegebene Übernahme des US-amerikanischen Cloud-Softwareanbieters Ariba für 4,3 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro) hat auf der gestrigen SAP-Hauptversammlung in Mannheim Gesprächsstoff geliefert. Entspricht der Preis doch immerhin 20 Prozent mehr als der letzte an der Börse notierte Marktwert von Ariba. „4,3 Milliarden Dollar sind kein Pappenstil“, sagte Jella Benner-Heinacher. Da stelle sich zumindest die Frage, ob solch eine hohe Unternehmensbewertung gerechtfertigt sei, so die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

 

„SAP hat sich mittlerweile zur echten Patchworkfamilie entwickelt“, stellte Benner-Heinacher weiter fest. Damit spielte sie neben dem Ariba-Deal auf mehrere SAP-Milliardenkäufe der jüngeren Vergangenheit – etwa der US-Unternehmen Business Objects, Sybase oder Success Factors – an. Auch wenn Benner-Heinacher betonte, dass die Aktionäre sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung von SAP seien und man auch über die Kurs-Entwicklung nicht klagen könne, stelle sich doch die Frage, ob die Zukäufe wirklich das gebracht haben, was man sich versprochen habe.

Gutachter: Preis des Ariba-Kaufes ist angemessen

Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) kritisierte, dass SAP zu Übernahmen allgemein „ganz, ganz wenig“ erläutere. „Der Kauf von Ariba mag ja eine riesige Erfolgsgeschichte werden, aber machen Sie uns doch das Cloud-Geschäft mal so deutlich, dass wir es als Anteilseigner auch verstehen“, sagte er. Andernfalls stelle sich für manche sicher die Frage, ob die Zukäufe womöglich wie beim Börsencrash vor gut zehn Jahren in einer völlig überdehnten Blase enden.

„Wir sind mit der Entwicklung unserer Akquisitionen sehr zufrieden“, entgegnete SAP-Co-Chef Jim Hageman Snabe. Die Geschäftszahlen der Töchter hätten sich bisher so entwickelt, wie sich SAP das vorgestellt habe. Gleichzeitig bekräftigten er und sein Kollege Bill McDermott, dass SAP weiterhin vor allem mit eigenen Ideen wachsen wolle. „Unsere Strategie ist es nicht, Unternehmen zu übernehmen“, sagte Hageman Snabe am Rande der Hauptversammlung. Was den Kauf von Ariba anbelange, so hätten zwei Gutachten der Deutschen Bank und von JP Morgan die Angemessenheit des Preises bestätigt. „Es gibt weltweit kein besseres Unternehmen, das mehr Synergien mit SAP hat, als Ariba.“

Bis 2015 will SAP die Umsätze mit Cloud-Software steigern

In ihren Reden betonten Hageman Snabe und McDermott die große Bedeutung des Ariba-Kaufes für die Cloud-Strategie des Unternehmens. Cloud Computing bedeutet, dass Daten von Computernutzern nicht mehr auf dem eigenen Rechner, sondern auf Servern von Dienstleistern gespeichert werden, in einer sogenannten Datenwolke. Ariba, das vergangenes Jahr seine Erlöse um knapp 50 Prozent auf umgerechnet etwa 350 Millionen Euro steigern konnte, verfügt laut SAP über eine branchenweit führende Technologie und eine große internetbasierte Handelsplattform, die Unternehmen dabei unterstützt, ein globales Partnernetzwerk in der Datenwolke aufzubauen und miteinander zu kooperieren. „Cloud ist das am stärksten wachsende Geschäftsfeld im Markt“, betonte Hageman Snabe.

Aufsichtsratschef und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner ergänzte, dass heute kein Risikokapitalgeber mehr in „Nicht-Cloud-Firmen“ investiere. Mit Ariba bekomme SAP nun auch die Möglichkeit, in Geschäftsnetzwerke einzusteigen. Bis 2015 wolle SAP die bisher noch marginalen Umsätze mit Cloud-Software auch mit Hilfe von Ariba daher auf zwei Milliarden Euro steigern. „Ziel ist die Marktführerschaft in diesem Bereich“, so Hageman Snabe.

Freuen können sich die Anteilseigner über eine um 83 Prozent erhöhte Dividende: Die Hauptversammlung beschloss gestern eine Ausschüttung pro Aktie in Höhe von 1,10 Euro.