Auf der Hauptversammlung in Mannheim muss sich SAP-Chef Bill McDermott für die milliardenschweren Akquisitionen der vergangenen Jahre rechtfertigen. Bei Ausbau von Angeboten in der Internet-Cloud sieht sich der Softwarekonzern auf einem guten Weg.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Mannheim - Ist für SAP die Zeit der großen Umbrüche und der milliardenschweren Zukäufe allmählich vorbei? Das war die zentrale Frage, der sich der seit einem Jahr als alleiniger Chef agierende SAP-Chef Bill McDermott am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Mannheim stellen musste.

 

Man sei manchmal versucht, seinen Namen mit „Bill the Conqueror“, also „Bill der Eroberer“ zu übersetzen, sagte Jenna Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) in Anspielung auf den von McDermott zu verantwortenden teuersten Zukauf der Unternehmensgeschichte. Für 6,5 Milliarden Euro hat SAP im vergangenen Herbst die US-Reiseabrechnungsplattform Concur übernommen – nach dem Unternehmensnetzwerk Ariba und Fieldglass, einer Plattform zur Verwaltung von Zeitarbeitern, die dritte Großakquisition im Bereich der Internet-Cloud binnen zwei Jahren.

20 Milliarden Euro für Zukäufe seit 2010

Seit einem Strategiewechsel im Jahr 2010 hat SAP rund 20 Milliarden Euro für Zukäufe ausgegeben. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutioneller Privatanleger rechnete vor, dass die Marge von Concur laut Geschäftsbericht niedriger sei als die des Konzern insgesamt: „In diesem Sinn hat sich SAP mit dem Zukauf sogar verschlechtert.“ McDermott verteidigte die Übernahmen, die SAP die nötige Marktmacht im rasch expandierenden Cloud-Segment verschaffen sollen. „Wir wachsen in diesem Bereich doppelt so schnell wie der Markt“, sagte McDermott. Insgesamt sei man bei Cloud-Angeboten hinter dem US-Anbieter Salesforce die Nummer zwei und im strategisch wichtigen Bereich der Geschäftsanwendungen sogar Marktführer.

Für die Mitarbeiter von SAP seien die vergangenen Jahre eine ständige Zeit der Unruhe gewesen, sagte die DSW-Vertreterin Benner-Heinacher in Anspielung auf die Tatsache, dass SAP in den vergangenen zwölf Monaten bereits zwei Abfindungs- und Umbaurunden hinter sich gebracht hat, weil weltweit das Personal stärker auf das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft zugeschnitten werden soll.

Die Kursentwicklung hinkt dem Dax hinterher

Auch die Aktionäre haben diese Revolution ein Stück weit bezahlt – etwa durch die Tatsache, dass im vergangenen Jahr der Kurs der SAP-Aktie dem Dax-Durchschnitt hinterherhinkte, nicht zuletzt, weil der IT-Anbieter unter anderem angesichts der teuren Akquisitionen seine Gewinnziele im Herbst nach unten korrigierte. Der SAP-Chef sprach hingegen mit Blick auf das vergangene Jahr von einer Punktlandung. Im Cloud-Geschäft sei man mit einer Wachstumsrate von 45 Prozent und einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro sogar stärker gewachsen als prognostiziert. Auch das Wachstum im traditionellen Softwarelizenzgeschäft habe sich mit einem Plus von sieben Prozent im Rahmen der Erwartungen bewegt – der Gewinn blieb aber mit 5,63 Milliarden Euro am unteren Ende des nach unten revidierten Korridors.

Finanzchef Luka Mucic schloss weitere große Zukäufe für die nächste Zukunft aus: „Wie sehen zunächst keinen Bedarf an großen Akquisitionen mehr.“ Als Geste an die Aktionäre erhöhte SAP die Dividende um zehn Prozent auf 1,10 Euro je Aktie und will zudem die Mindestausschüttungsquote auf 35 Prozent des Unternehmensgewinns steigern. Auch mit der Umstellung der Aufsichtsratsvergütung auf einen Festbetrag und dem Verzicht auf Boni kommt SAP langjährigen Forderungen von Aktionärsschützern entgegen.