Neu gebaut werden soll, weil laut Uwe Bangerter, Sprecher beim DRK-Landesverband, das Seniorenzentrum Verluste von mehr als 200 000 Euro im Jahr verursacht. Grund soll das „ungünstige“ Verhältnis zwischen der Gesamtfläche und dem vermieteten Wohnraum sein. Im Klartext: Die Anlage in exklusiver Lage auf dem Killesberg bietet ihren Bewohnern zu viel Platz. In einem Neubau könnten mehr Bewohner untergebracht werden. Eine Renovierung des Gebäudes und Verbesserung des Brandschutzes würde 17 Millionen Euro kosten. Da sich dadurch nichts am Zuschnitt ändert, soll für 27 Millionen neu gebaut werden. Erika Moik sagt: „Lange hieß es, es werde nur renoviert. Die versprochene Einsicht in die Machbarkeitsstudie haben wir nie erhalten. Und dann war plötzlich von Abriss die Rede.“

 

Senioren hoffen auf Gemeinderat und Stadtverwaltung

Die verärgerten Senioren setzen jetzt darauf, dass Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) sowie die Rätinnen und Räte der Stadt den Neubau verhindern. Denn die Stadt ist Eigentümerin des Grundstücks und hat es nach dem Erbbaurecht vergeben. „Im Vertrag heißt es, dass die Zustimmung der Stadt bei baulichen Veränderungen und Abbruch erforderlich ist“, sagt Erika Moik Wölfle bestätigt: „Wir können auf Grundlage des Erbbaurechts Einfluss nehmen. Bei Veränderungen muss es Verhandlungen mit der Stadt geben, und wir werden prüfen, ob sich das DRK das Haus am Killesberg tatsächlich nicht mehr leisten kann.“

Bevor es soweit ist, wird das DRK an diesem Montag Fragen im Sozialausschuss beantworten müssen. Dort schlagen die Herzen zwar für die Senioren, doch noch fehlen die Fakten: „Wir sind nicht für einen Komplettabriss“, sagt zum Beispiel Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) und kritisiert die „kleckerlesweise“ Information der Bewohner über den Abrissplan. Außerdem solle der Wunsch der Stifter Gewicht haben. Der sei, dass die Menschen in schöner, großzügiger Umgebung ihren Lebensabend verbringen können. Beate Bulle-Schmid (CDU) hat „großes Verständnis“ für die Ängste der Senioren. „Aus dem Herzen heraus würde ich sagen, die alten Menschen sollen dort wohnen bleiben. Aber wir müssen auch das DRK anhören.“,Und Marita Gröger (SPD) hält einen schnellen Abriss für utopisch, denn noch habe das DRK keine Fakten auf den Tisch gelegt, und auch Gemeinderat und Sozialamt seien zu spät informiert worden.

Das Rote Kreuz wirbt derweil seit kurzem mit dem Slogan „Aus Liebe zum Menschen“. „Davon merken wir nichts“, sagt Erika Moik – und denkt mit ihren Mitstreitern über eine Sammelklage gegen das DRK nach.