Im Haus der Geschichte in Stuttgart wird ein Jahr lang die Partnerschaft zwischen dem ehemals selbstständigen Rommelshausen mit St. Rambert d’Albon beleuchtet.

Rommelshausen/Stuttgart – Zwei simple rote Paddel und ein gelber Fahrrad-Dress aus Rommelshausen sind Ausstellungstücke geworden im Haus der Geschichte in Stuttgart. Die Gegenstände, beigefügte Fotos und erklärende Texte stehen in der Abteilung „Grenz-Fall Frankreich“ unter Glas als Symbole der deutsch-französischen Aussöhnung, im besonderen als Zeugnis für die länger als 40 Jahre bestehende Partnerschaft zwischen der ehemals selbstständigen Gemeinde Rommelshausen, heute aufgegangen in Kernen, und St. Rambert d’Albon am linken Ufer der Rhône. Am Sonntag sind die fünf Vitrinen und einige Wandnischen im Haus der Geschichte feierlich eingeweiht worden, die jetzt mit Erinnerungsstücken aus der Partnerschaft gefüllt sind.

 

Ein Jahr wird die Partnerschaft der Rommelshauser mit St.Rambert d’Albon im Haus der Geschichte thematisiert

Es ist eine Ehre, in dieser Form dort vorgestellt zu werden, wo von Napoleon bis zum Stuttgart-21-Bauzaun mehr als 200 Jahre Landesgeschichte dargestellt sind. Die Dauerausstellung „Grenz-Fall Frankreich“ beschäftigt sich – in jährlich wechselnden Beispielen – mit den baden-württembergischen Städten mit Partnerschaften in Frankreich. Jetzt wird dort die Partnerschaft der Rommelshauser mit St. Rambert d’Albon ein Jahr lang im Mittelpunkt stehen. „Es handelt sich hier um eine sehr lebendige und aktive Partnerschaft“, sagt der Kurator Sebastian Dörfler mit wohlgesetztem Lob. Zwar sind die Bürger der beiden Gemeinden und ihre politischen Vertreter nicht die Ersten nach dem verheerenden Weltkrieg gewesen, die sich die Hand reichten. Doch nennt Dörfler mit Bewunderung den 40 Jahre lang gelebten Austausch in Besuch und Gegenbesuch, in der Begegnung von Familien und im Schüleraustausch „eine Versöhnungsleistung“.

Die Anfänge am Beginn der siebziger Jahre, an die einige Ausstellungsstücke erinnern, mögen schwierig gewesen sein. Der kürzlich verstorbene Alt-Bürgermeister Günter Haußmann und Ex-Gemeinderat Karl Schniepp berichten in einem Kurzfilm von der Sprachbarriere, die langsam mit der Hilfe von Volkshochschul-Kursen abgebaut wurde. Die Szenenfolge ist in einer Dauerschleife in der Ausstellung zu sehen.

Politisch waren die Partnerschafts-Anfänge noch etwas verkrampft

Politisch waren die Anfänge noch etwas verkrampft: Die Deutschen trauten sich bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden 1973 in Rommelshausen nicht einmal die deutsche Nationalhymne zu spielen, um 28 Jahre nach einem Krieg mit deutschen Verbrechen in Frankreich keine negativen Gefühle bei den Gästen zu wecken, berichtet Kurator Dörfler. Doch schon im Folgejahr 1974 in St. Rambert ließ der dortige Bürgermeister Lucien Steinberg, der zu Kriegszeiten ein Kämpfer in der Widerstandsbewegung Résistance war, das Lied der Deutschen vom Wunsch nach „Einigkeit und Recht und Freiheit“ ebenso spielen wie das ursprünglich revolutionäre Kriegslied, die Marseillaise. Wo an der Rhône noch Ressentiments vorhanden gewesen sein mögen, verstand es Steinberg, so wird berichtet, sie umzumünzen in Zusammenarbeit und Freundschaft. Ein junger dunkelhaariger Günter Haußmann mit Schnauzbart ist im Ausstellungsfilm zu sehen, wie er gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen die historischen Urkunden unterzeichnet.

Aus dieser Zeit stammt auch ein Erinnerungsstück, gleich in der Vitrine neben dem Bildschirm: Es ist der gallische Hahn, den Lucien Steinberg anlässlich der Partnerschaftsfeier Günter Haußmann geschenkt hat. Die Plastik steht sonst im Büro des Bürgermeisters von Kernen. Zu einem Symbol Frankreichs wurde der Hahn wohl, weil lateinisch „gallus“ sowohl Hahn als auch Gallier, den damals keltischen Bewohner des heutigen Frankreichs vor der Eroberung durch Caesar bezeichnet.

Kleine Zeichen der Freundschaft, ja gegenseitiger Bewunderung und gemeinsame Aktivitäten ließen die ersten Schwierigkeiten in den Hintergrund treten. Gezeigt wird als Hinweis darauf ein Kleid der früheren Vorsitzenden der Partnerschaftsgesellschaft, Annemarie Schmid. Sie pflegte zur inzwischen alljährlichen Feier der Französischen Revolution in Rommelshausen am 14. Juli, stets ein „Trikolore“-Kostüm zu tragen in den Nationalfarben blau, weiß und rot. Auch die Plakate von diesem Ereignis sind zu sehen ebenso wie Waren mit dem Partnerschaftswappen, die in der Bevölkerung den Zusammenschluss bekannt machen sollten. Isa Hasselt, eine spätere Vorsitzende, trug den gelben Radler-Dress ihres Mannes Joachim Kautz, des Schriftführers in der Partnerschaftsgesellschaft, bei. Er war in dieser Bekleidung bei den 850-Kilometer-Fahrradtouren zwischen 1992 und 2001 in die Partnergemeinde an der Rhône dabei.

Bürgermeister Altenberger: „Um eine Partnerschaft mit Leben zu füllen, braucht man Menschen mit Mut“

Das eingangs erwähnte Paddel-Paar erinnert an eine Jugendbegegnung. Armin Teichmann hatte es sich 1985 bei Thomas Schmid ausgeliehen, um an der Kanufahrt von Jugendlichen auf der Ardèche teilnehmen zu können. Die hatte sein Vater, Erich Teichmann, organisiert. Bürgermeister Stefan Altenberger, der kürzlich selbst mit einer Gruppe in die Partnerstadt geradelt ist, sagte am Sonntag vor 60 Menschen im Otto-Borst-Saal des Hauses der Geschichte: „Um eine Städtepartnerschaft mit Leben zu füllen, braucht man Menschen mit Mut und Idealen – und vor allem mit einem unermesslich großen Engagement.“ In Rommelshauen und in St. Rambert fanden sich diese Menschen: „Viele Begegnungen haben in vier Jahrzehnten stattgefunden, immer beflügelt von dem Gedanken, Freundschaften zu pflegen und zu leben.“

Ein Grußwort hielt Claire Bellisens, Gemeinderätin aus St. Rambert, übersetzt von Françoise Leins. Begrüßt wurden die Gäste vom Direktor des Hauses der Geschichte, Thomas Schnabel. Die Matinee wurde musikalisch umrahmt von Philomène Garnier und Michael Begot.